Von Stefan Berk
Am Anfang der Reise standen Gedanken über das rote Komma der UCC. 2004 war es als Erkennungszeichen für die große Kampagne „Never place a period where God has placed a comma,“ zu deutsch: „Setze niemals einen Punkt, wo Gott ein Komma gesetzt hat.“ Das rote Komma war damals schnell zum Markenzeichen der UCC geworden, zusammen mit dem Bekenntnis: „God’s still speaking“.
Nach 13 Jahren hat unsere Partnerkirche ein neues Logo eingeführt, wieder ein Komma, aber ein ganz anderes: zwei Blautöne, ein lebendiges dynamisches Komma, in einen Kreis eingezeichnet.
Ein Logo hat immer mit der Identität zu tun. Es muss auf den Punkt bringen, was für eine Organisation, eine Institution oder eine Firma die zentrale Idee und das wichtigste Anliegen ist. Deshalb sagen manche: Ein Logo tauscht man nicht ohne gute Gründe aus. Ein Logo muss über lange Zeit gleich bleiben, damit man die Idee dahinter immer wieder neu erkennen kann.
Aber die UCC hat genau das gemacht. Sie hat ihr Logo verändert. Das Komma ist zwar noch zu erkennen, aber es wirkt ganz anders. Blau und schwarz sind die neuen Farben, und der Kreis, in dem das neue Logo eingebettet ist, erinnert an die Erdkugel. Das ist Absicht, blau steht für Wasser, schwarz für die Erde. Und sicher lassen sich noch andere Gegensätze mit diesen beiden Farben beschreiben.
Aber das neue Logo drückt noch viel mehr aus. Denn es beschreibt den Weg, den die UCC in den letzten Jahren gegangen ist. Wenn man der Spur Gottes folgt und nur Kommas statt Punkten setzt, dann folgt zwangsläufig eine neue Perspektive: Gemeinden gewinnen eine neue Offenheit für Menschen, die irgendwie anders zu sein scheinen – aber in den Augen Gottes zu seiner Schöpfung dazugehören wie alle anderen. „Open and Affirming“ heißt die Kampagne, die die Kirchen vor allem für homosexuell lebende Menschen öffnete. Frieden soll nicht ein leeres Wort bleiben, das in politischen Diskussionen als Formel benutzt wird, sondern soll und will gelebt werden, ganz konkret im Alltag der Gemeinde. Die Kampagne „Just Peace Church!“ nahm diesen Gedanken auf. Und vor einem Jahr entstand eine neue Kampagne: „A just world for all“, eine gerechte Welt für alle.
Für unsere Ohren klingt das steil, anspruchsvoll, mit erschreckend vielen imperativen. Und natürlich weiß die Synode der UCC, dass es ein weiter Weg ist, die einzelnen lokalen Gemeinden mit der Vision einer gerechten Welt für alle anzustecken. Aber sie machen sich auf den Weg. Sie halten daran fest, dass das unser Auftrag bleibt, für den Gott uns ins Leben gerufen hat. So hat es John Dorhauer als Kirchenpräsident im November 2016 an seine Gemeinden geschrieben: „Love and justice are clearly seen by us as our missional imperatives. These commitments of offering a redeeming, transformative love to all, and in that love working to establish a just peace for all: this fully expresses why it is we were called into being.“
„We are not just commas any more“, hatte eine Gemeinde in Louisville in den Schaukasten gehängt. Das Komma bleibt im Gepäck, aber sie will weitergehen. Und das ist gut so. Es kommt nicht darauf an, wie viel wir nach menschlichem Ermessen und nach den Maßstäben unserer Leistungsgesellschaft erreichen. Entscheidend bleibt der Auftrag, den Gott uns gegeben hat. Entscheidend bleibt, Schritte zu wagen in Richtung einer gerechten Welt.
Nach fast zwei Wochen ist die Suche nach den Spuren des Kommas – ob rot oder blau – nicht zu Ende. Aber nach den vielen wunderbaren Begegnungen und Gesprächen gibt es neue Wegweiser, neue Ideen, neue Geschwisterlichkeit, neue Inspiration. Und das neue blaue Komma findet seinen Platz neben dem alten roten Komma, das ich mit Sicherheit von meinem Jackett nicht abmachen werde…