Von Dr. Michael Bertrams
Als ein weiterer Höhepunkt unserer Delegationsreise steht am Donnerstag, dem Tag vor unserer Rückreise, Washington auf dem Programm. Nach dem Besuch der Deutschen Botschaft geht es zu einer bedeutenden Adresse: zur Weltbank, nur wenige Gehminuten entfernt von der deutschsprachigen Kirche der UCC in Washington, wo wir uns nach einer kurzen Mittagsandacht mit einem Imbiss gestärkt haben.
Hier erwarten uns Experten der Weltbank und des Internationalen Währungsfonds (IWF) zu den Themen „Klimagerechtigkeit“ und „Verschuldung/Entschuldung notleidender Staaten“. In kurzen Statements führen sie uns ein in ihre Arbeit, in ihre weltweiten Projekte sowie in die für ihre Arbeit maßgeblichen Grundsätze und Kriterien.
Weltbank und IWF: Zwei der bedeutendsten Institutionen der internationalen Finanzwirtschaft, zwei „global Player“. Schnell wird klar: Es wird uns kaum gelingen, mit den Spezialisten dieser Institutionen auf Augenhöhe zu kommen. Doch auch die Kirche ist ein „global Player“ mit einem weltweiten Netzwerk. Und ihre Stimme hat Gewicht.
Dr. Ulrich Möller präsentiert ein unter seiner Beteiligung mit Blick auf Afrika entwickeltes Projekt namens „One For The Climate“. Ziel des Projekts ist eine internationale Zusammenarbeit von wissenschaftlichen Institutionen, unterschiedlichen Kirchen, Wirtschaftsunternehmen und Banken zur Finanzierung und Umsetzung klimagerechter Projekte, insbesondere für Bevölkerungsgruppen ohne einen Zugang zu bezahlbarer und erneuerbarer Energie. Die Präsentation findet aufmerksame und anerkennende Beachtung; man sagt unserem Dezernenten für Mission, Ökumene und kirchliche Weltverantwortung zu, wegen dieses Modells auf ihn zuzukommen. Ein unerwarteter, schöner Erfolg!
Weniger konkret wird es auf Seiten unserer Gesprächspartner beim Thema „Schulden“. Die Experten haben offenbar nicht erwartet, dass wir uns auf den Gesprächstermin so gut vorbereitet haben. Wir konfrontieren sie mit aktuellen – auch seitens der UNO vertretenen – Überlegungen zur Entschuldung notleidender Staaten und zur Implementierung eines internationalen standardisierten Insolvenzverfahrens. Diese Überlegungen entsprechen erkennbar nicht den Vorstellungen der Weltbank. Leider hat auch die deutsche Bundesregierung diesen Überlegungen bislang eine Absage erteilt. Die für das Thema zuständige deutsche Mitarbeiterin der Weltbank erläutert uns die Gründe für diese Ablehnung; man befürchtet offenbar den Verlust nationaler Souveränität in Sachen des Budgets.
Doch der Tag wird kommen. Mit dieser Hoffnung und vielen spannenden Eindrücken im Gepäck verlassen wir die Weltbank.