Von Stefan Berk
Ziemlich genau zwischen Cleveland und Columbus liegt das Camp Templed Hills. Eingebettet in weite Wiesen und tiefe Wälder sind viele Hütten und Häuser verstreut. Hier finden viele Freizeiten der UCC-Gemeinden aus Ohio statt. Und obwohl das Camp abseits aller großen Straßen liegt, ist es in Westfalen nicht unbekannt. Denn seit vielen Jahren fliegen junge Leute aus der Westfälischen Landeskirche im Sommer hierher, um als ehrenamtliche Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter die Freizeiten zu begleiten.
Überhaupt ist das ehrenamtliche Engagement hier besonders hoch. Nur ganz wenige Leute werden für ihre Arbeit hier bezahlt. Man kann spüren, dass vielen Menschen und Kirchengemeinden dieses Camp am Herzen liegt. Joyce Oyler Ist zuständig für die Arbeit hier und erzählt begeistert, wie in den letzten drei Jahren die Anlage umgebaut, modernisiert und verschönert worden ist. „Manche Leute haben jedes zweite Wochenende hier verbracht“, berichtet sie. Das waren meistens keine Handwerker, im Gegenteil: Viele junge Leute waren dabei, die noch nie eine Bohrmaschine in der Hand hatten. „Mein Sohn kam zurück und erzählte stolz, dass er jetzt Fenster einbauen könne – das sei gar nicht so einfach!“
Wir spazieren über das weitläufige Gelände. Alles wirkt freundlich und einladend. Auch einfacher als unsere Jugendherbergen oder kirchlichen Tagungshäuser. Aber vielleicht liegt in dieser Schlichtheit und Naturverbundenheit gerade der Reiz der Anlage. Wer hierher fährt, kann buchstäblich entschleunigen und zur Ruhe kommen.
Vor einigen Jahren stand die Ohio Conference vor der schwierigen Aufgabe, sich aus finanziellen Gründen auf eins der beiden Camps zu konzentrieren. Es gab auch Stimmen, beide Camps zu schließen. Am Ende hatten die Kirchengemeinden den Mut, in Templed Hills weiterzumachen. Und offensichtlich wird dieser Mut belohnt, jedenfalls, wenn man die Stimmung der Freizeitteilnehmer an diesem Wochenende mitbekommt. „Ich bin zum ersten Mal hier, aber bestimmt nicht zum letzten Mal“, erzählt einen Mann aus Cleveland um die 50.
Das Stichwort Mut bleibt mir in Erinnerung. Vor einigen Wochen wurde beschlossen, die Leitung des Camps zwei jungen Leuten Mitte 20 zu übertragen, nachdem der langjährige Leiter, Jeff Thompson, ganz plötzlich an einem Herzinfarkt verstorben war. „Dass diese beiden einfach da waren und den Mut hatten, aus dem Stand die Leitung zu übernehmen, ist für uns wirklich ein Geschenk des Himmels!“ sagt Joyce Oyler und fährt fort: „Diese Erfahrung machen wir hier immer wieder, dass es sich lohnt, jungen Leuten etwas zuzutrauen und ihnen Verantwortung zu übertragen.“ Und wenn Andy erklärt, wie das Abendessen funktioniert, dann spürt man ihm ab, dass er hier genau am richtigen Platz ist.
Das gilt auch für die westfälischen Freiwilligen, die wie selbstverständlich ist das Team eingebunden werden und die Leitung von Gruppen im Camp übernehmen. Diese sechs Wochen verändern die Perspektive, das kann man ihnen anmerken, wenn sie auf dem UCC-Forum in Villigst Anfang September von ihrer Zeit dort berichten. Kirchengemeinschaft als Win-Win-Situation, wie es besser nicht sein könnte!