Kinana und ihre Kinder kamen durch einen humanitären Korridor von Syrien nach Italien
Sie tanzen. Und wie! Sie spielen drei Charaktere, die Mädchen, die voller Temperament und zugleich diszipliniert auf der Bühne agieren. Die drei Schwestern Daeana (11), Laila (8) und Dima (13) geben drei Frauen, die sich streiten. Die eine neigt zur Aggression, ist energisch, wild. Die andere ist demütig, nimmt sich zurück, will vermitteln. Und die Jüngste in der Mitte, als Prinzessin herausgeputzt, schwankt zwischen beiden Verhaltensweisen. Am Ende versöhnen sie sich: Gemeinsam sind wir stark!
Die drei sind 2014 mit ihrer Mutter Kinana (32) aus einer kleinen Stadt bei Damaskus vor dem Krieg in Syrien geflohen. Ihr kleiner Bruder Hassan war da noch nicht geboren. Zunächst gelangten sie in den Libanon. Von Beirut konnten sie nach Rom fliegen.
Anders als so viele andere mussten Kinana und ihre Kinder also nicht die lebensgefährliche Reise über das Mittelmeer riskieren, mussten sich keinem Schlepper anvertrauen und nicht in ein erbärmliches, überfülltes Boot steigen, um nach Europa zu gelangen. Sie gehören zu den tausend Flüchtlingen, die über einen „humanitären Korridor“ eingereist sind und in Italien ein Einreisevisum erhalten haben. Dieses Projekt der Hilfsorganisation Mediterranean Hope, die vom Bund der evangelischen Kirchen in Italien (FCEI) getragen wird, setzt ein kühnes Zeichen gegen Abschottung („Wir können doch nicht alle aufnehmen!“) und Resignation („Schlimm, dass so viele ertrinken, aber was soll man tun?“). Mit den humanitären Korridoren wollen Italiens Protestanten zeigen: Es gibt einen Weg, das massenhafte Sterben im Mittelmeer zu beenden oder wenigstens zu begrenzen. Die FCEI trägt in den ersten Monaten die Aufenthaltskosten.
Kinana und ihre Kinder sind jetzt in Palermo unter der Obhut des Zentrums „La Noce“ der Waldenserkirche. Zu den breit gefächerten Aktivitäten dieser diakonischen Einrichtung gehört auch die Hilfe für Flüchtlinge. Kinana ist dankbar für die herzliche Aufnahme, für die menschliche Wärme, die man ihr hier entgegenbringt. Sie fühlt sich erleichtert und sicher. Nur wenn ein Hubschrauber zu hören ist, kommt die alte Angst hoch: In ihrer geschundenen Heimat fielen von Hubschraubern tödliche Bomben.
Wie sieht sie ihre Zukunft? „Das Wichtigste ist, dass meine Kinder eine gute Ausbildung erhalten – egal wo“, meint sie. Der Traumberuf der drei Schwestern steht jedenfalls fest: Sie wollen Schauspielerin werden.
Kirchenleitungsreise der EKvW nach Italien, 3.-8.3.2017
Posted by Kirche unterwegs – Reiseblogs der EKvW on Samstag, 4. März 2017