Kurz nach Sonnenaufgang passieren wir die Grenze nach Paraguay. Das geht schneller als gedacht. Grenzkontrolle in Argentinien. Rauf auf die Fähre. Rüber über den Paranà (5 Minuten). Runter von der Fähre. Grenzkontrolle in Paraguay. Fertig.
Auf der anderen Seite erwarten uns trotz der frühen Uhrzeit – wir müssen unsere Uhren nochmals eine Stunde zurückstellen – bereits vier Mitglieder von unterschiedlichen Gemeindebeiräten zusammen mit ihren Geländewagen. Dass diese hier nahezu unverzichtbar sind, zeigt sich auf dem Weg vom Fährhafen zur nächst größeren Straße. Unzählige Schlaglöcher pflastern den Weg. Schon lange hat die Regierung versprochen, Asphalt über das Steinpflaster zu gießen. Doch nichts passiert. Das soll sich im Mai ändern.
Auf den Wiesen grasen magere Kühe. Zahlreiche Jugendliche düsen mit ihren Motorrädern an uns vorbei. Rechts und links säumen farbenfrohe Häuser die Straße, die bei tiefstehender Sonne malerisch wirken. Nach einer halben Stunde erreichen wir den Gemeindebezirk Triunfo. Er gehört zur Großgemeinde Capitán Meza, die aus sechs Predigtstätten besteht.
Manche von ihnen werden nach relativen Entfernungen bezeichnet. Zum Beispiel der älteste Gemeindebezirk mit dem Namen „Capitán Meza, Kilometer sieben“, den wir nach einer kurzen Stärkung besuchen. Es folgen die Bezirke „Capián Meza, Kilometer 16“ und Itapúa.
Die Uhr zeigt erst halb neun, aber das Quecksilber ist schon auf 29 Grad geklettert. Acht weitere werden im Laufe des Tages folgen. In der Kirche ist es angenehm kühl. Das mag auch an den vier großen Ventilatoren liegen, die zur Standardausstattung paraguayanischer Kirchen gehören.
Wir stellen uns einandern vor, besichtigen Kirche und Kindergottesdienstraum und genießen die Gastfreundschaft der Gemeindeglieder, die sich sehr über unseren Besuch freuen. In Capitán Meza Km 7 beten und singen wir gemeinsam. Zum Beispiel „Großer Gott, wir loben dich“.
Und in Capitán Meza Km 16 begrüßt uns der sichtbar gut gelaunte Pfarrer Daniel Enrique Frankowski. Er ist seit zehn Jahren in der Gemeinde und immer für einen Scherz zu haben. Er erzählt uns davon, wie das Kindergottesdienst-Team mit dem Verkauf von selbst gebastelten Sachen und selbst gebackenen Kuchen die eigene Kasse aufbessert.
Und wie sich die Gemeinde grundsätzlich finanziert. Rund 32.000 Euro muss sie pro Jahr aufbringen. Da sie 20 Hektar Land besitzt, das in jedem Jahr von drei Familien bewirtschaftet wird, ist ein Viertel der Summe bereits gedeckt. Durch Mieten können weitere 2.500 Euro eingenommen werden. Der Rest kommt über Familienbeiträge in die Kasse.
Zur Gesamtgemeinde gehören rund 250 Familien, die im Schnitt aus vier bis fünf Personen bestehen. Viele von ihnen sprechen Deutsch als Muttersprache, was uns die Kommunikation erheblich erleichtert. Dennoch hat Frankowski eine Präsentation mit vielen Fotos für uns vorbereitet. Über sie erfahren wir mehr über die wiederkehrenden Ereignisse im Kirchenjahr. Zum Beispiel das Adventsbasteln mit über 100 Kindern, die Freizeiten, den Weltgebetstag oder das Erntedankfest mit reich geschmückten Altären.
Am Nachmittag geht es weiter nach Itapúa. Dort wird mächtig aufgefahren. Nicht nur an Kuchen und kühlen Getränken. Auch an musikalischen Beiträgen, die von zwei Chören intoniert werden. Auch hier singen und beten wir gemeinsam, bevor Gelegenheit besteht, miteinander ins Gespräch zu kommen.
Das klappt erstaunlich gut, auch am Abend, als wir mit den Mitgliedern der sechs Gemeindebeiräte zusammensitzen und uns gegenseitig erzählen, was uns in unseren jeweiligen Kirchen besonders freut und besonders traurig macht.
Bilanz des Tages: zwei Länder, vier Gemeinden, eine Großgemeinde, fünfmal essen, davon viermal in paraguayanischen Gemeinden. Und das Gefühl, noch tagelang bleiben und mit den gastfreundlichen Menschen reden zu können. Kurz: Speed-Dating in Paraguay, das Lust auf mehr macht.
Wir singen gemeinsam mit unseren Gastgebern „Großer Gott, wir loben dich.“ Der Ort: die älteste Predigtstelle der Gemeinde Capitan Meza in Paraguay.
Schmetterlinge am Ufer des Parana in Paraguay.
Der Chor der Gemeinde Itapua singt uns bei unserem Besuch mehrere Lieder. Hier ist eins davon.