Er ist seit Anfang an dabei und begleitet uns auf unserer Reise. Denn Pfarrer Eugenio Albrecht ist mit einer halben Stelle für die Öffentlichkeitsarbeit der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP) tätig. Doch heute hat der Theologe, der in den vergangenen Tagen intensiv fotografiert hat, einen anderen Hut auf. Mit den anderen 50 Prozent kümmert er sich um drei Gemeinden im Kirchenkreis Misiones. Eine davon ist die Gemeinde in Posadas, in der wir heute zu Gast sind.
Hier werden wir herzlich begrüßt. Zum Beispiel von Waldemar von Hof, der zum Kirchenrat der IERP gehört. Nach einer kleinen Stärkung, die uns nach dem Flug und dem mehr oder weniger ausgefallenen Frühstück sehr gut tut, singen wir gemeinsam. Anschließend stellt uns Pfarrer Eugenio Albrecht das Projekt „Fruchtbares Land“ vor.
Die Gemeinde, so Albrecht, sei gerade dabei, sich neu zu erfinden. Man habe entdeckt, dass die Gemeinde nur Gemeinde sein könne, wenn sie sich diakonisch engagiert. Und dazu ist den Verantwortlichen vor Ort jede Menge eingefallen.
Studierende – davon gibt es in der 400.000 Einwohner-Stadt Posadas reichlich – sollen angesprochen und unterstützt werden. Materiell und geistlich. Ziel ist es, dass sie die Erfahrungen aus dem Studium auf der Grundlage des evangelischen Glaubens reflektieren und verantwortungsbewusste Christen werden.
In Krankenhäusern und Kliniken soll regelmäßig und verlässlich Seelsorge angeboten werden. Den Angehörigen der Kranken stehen im Haus der Kirche vier Betten zur Verfügung. Bislang werden ausschließlich Gemeindeglieder der IERP begleitet. Sobald sich die Gemeinde in Posadas gefestigt hat, soll die Arbeit jedoch ausgeweitet werden.
Schon jetzt ist Pfarrer Eugenio Albrecht dabei, sich über selbstproduzierte Hörfunkbeiträge neue Zielgruppen zu erschließen. Rund zehn Radiostationen in Misiones senden täglich seine rund fünfminütigen Takes. Darin nimmt er sich aktuelle Probleme vor, die die Menschen vor Ort beschäftigen und beleuchtet sie aus der Perspektive des Glaubens. Das funktioniert so erfolgreich, dass Albrecht bereits zwei Bücher mit den Texten der Sendungen herausgebracht hat.
Parallel dazu ist die Gemeinde dabei, ihr Zentrum in Posadas zu vergößern. Es sollen weitere Wohnungen entstehen für Menschen, die vorübergehend eine Bleibe suchen. Dank der finanziellen Unterstützung aus Westfalen steht der Rohbau. Bald kann der Innenausbau beginnen. Sobald dieses Vorhaben abgeschlossen ist, steht der Umbau des bisherigen Versammlungsraumes und der vorhandenen Wohnungen auf dem Programm.
Viel zu tun für eine Kirchengemeinde. Aber der systematische Aufbau einer Infrastruktur wird der Gemeinde gut tun. Vor allem aber den Menschen, die durch die Gemeinde unterstützt werden.
Über den Aufbau von Gemeinden informieren wir uns auch am Nachmittag. Bei brütender Hitze (schwüle 36 Grad) besichtigen wir die Ruinen der Jesuitenmission in San Ignacio. Dort haben die Mönche im 16. und 17. Jahrhundert begonnen, indigene Völker – vor allem die Guaranì – für den christlichen Glauben zu gewinnen. Heute steht nur noch ein Teil der Grundmauern.