Ein Zeichen der Hoffnung

Die Geräusche spielender Kinder bahnen sich einen Weg durch die weit geöffneten Fenster ins Kirchenschiff. Wir sind in Quilmes und besuchen die lutherische Kirchengemeinde, zu der die Kindertagesstätte Los Angelitos („Die Engelchen“) und der Kindergarten El Arca de los Ninos („Die Arche der Kinder“) gehören. Empfangen werden wir dort von Kindergartenleiterin Claudia Lohff-Blatetzky, Pfarrer Juan Dalinger und den beiden Mitgliedern des Kirchenrates Noberto Pinto und Macario Britez.

Während Oberkirchenrätin Doris Damke drinnen die Morgenandacht hält, drehen sich draußen einige Kinder auf dem Karussell und probieren die Rutsche aus. Sie sind zwischen wenigen Monaten und zwei Jahren alt. Und sie kommen sichtbar gerne in die Einrichtung, die seit Langem von der Evangelischen Kirche von Westfalen unterstützt wird.

In der Kirche steht der Vers aus dem Jakobusbrief im Mittelpunkt: „Wer nun weiß, Gutes zu tun, und tut’s nicht, dem ist es Sünde.“ Draußen sowie in den angrenzenden Gebäuden wird es schlicht und ergreifend getan. Nachdem wir die Räume besichtigt haben, erzählen uns Mütter der Kinder, die „Los Angelitos“ besuchen, was sie an der Einrichtung schätzen.

Für sie sei es viel mehr als ein Kindergarten. Eher eine Art Familienersatz. Denn die oftmals sehr jungen Eltern könnten immer kommen, wenn sie etwas auf dem Herzen haben, und das Gespräch mit einer Erziehrin suchen. Die hätten ein offenes Ohr, auch für persönliche oder private Probleme. Und sie machen ihre Arbeit gerne. Hochmotiviert und vorbildlich engagiert.

Sie tragen blaue Kittel und sind dadurch für alle auf Anhieb zu erkennen. Und sie pflegen einen ruhigen und zugewandten Umgang mit den Kindern, die an diesem „besonderen Ort“, wie die Präses ihn später nennen wird, ganz klar im Mittelpunkt stehen.

Während wir noch selbst gebastelte Mobiles bewundern, schauen einige Kinder verstohlen durch die Eingangstür. Es ist Mittagessenszeit. Sie haben Hunger und sind wegen der vielen unbekannten Gästen leicht verunsichert. Schnell ziehen wir weiter, bevor die schmackhafte Reispfanne, die heute auf dem Speiseplan steht, kalt wird.

45 Kinder besuchen derzeit die Einrichtung, die in diesem Jahr ihr 34-jähriges Bestehen feiert. Mehr als 50 Prozent der Mütter, die ihre Kinder in die Obhut von Leiterin Claudia Lohff-Blatetzky und ihrem Team geben, sind alleinerziehend. Sie schätzen die Liebe und Zuwendung, die die Kinder an diesem Ort erfahren. „Das Vertrauen ist besonders wichtig“, sagt Iwana, die ihren Sohn Theo in sicheren Händen weiß.

Viele Familien lebten in räumlich beengten Verhältnissen, erklärt Lohff-Blatetzky. Viele Kinder hätten in dem einzigen Zimmer, das der Familie zur Verfügung steht, nicht einmal ein eigenes Bett. Und während die Kinder versuchen im Bett der Eltern zu schlafen, unterhalten sich diese nicht selten lautstark. Da ist an Schlaf nicht zu denken. Das ist in der Kita anders. Da geht es nach dem Mittagessen für alle Kinder auf die Matratze. „Viele schlafen hier tief und fest, weil sie das nachholen, was sie zuhause nicht bekommen können“, so Lohff-Blatetzky.

„Kinder sind ein Zeichen der Hoffnung“, betont sie später und gibt damit unmissverstädlich zu verstehen, dass sie und ihr Team alles daran setzen, die ihnen anvertrauten Kinder behütet aufwachsen zu lassen.

Nach dem Besuch der Kita geht es weiter zum Kindergarten „El Arca de los Ninos“, der Kinder zwischen drei und fünf Jahren beherbergt. Wir platzen mitten ins Mittagessen rein und schauen uns die selbstgemalten Herbstbilder der Kinder an, die sie uns stolz präsentieren.

Ganz nebenbei treffen wir Luisa Nolting. Sie kommt aus Bielefeld und absolviert über die Evangelische Kirche von Westfalen ein freiwilliges soziales Jahr in der Einrichtung. Seit August 2015 ist sie schon hier. Im Juli geht es wieder nach Hause.