Brandsen: eine Gemeinde, die sich diakonisch engagiert

Weiter geht es in die rund 70 Kilometer entfernte Stadt Brandsen. Hier sind wir bei der reformierten Kirchengemeinde zu Gast, die uns kulinarisch mit Empanadas und Eis verwöhnt. Anschließend zeigen uns Pfarrer Juan Dalinger und drei Frauen aus dem Kirchenrat das sozial-diakonische Projekt der Gemeinde: eine Hausaufgabenbetreuung und direkt nebenan eine Einrichtung, in der behinderte Erwachsene nachmittags betreut werden.

Hier wird gerade Geburtstag gefeiert. Luftballons gehen von Hand zu Hand. Große Augen blicken uns erwartungsvoll entgegen. Spontan singen wir dem Geburtstagskind „Viel Glück und viel Segen“ und erfahren auf Nachfrage, dass es heute 33 Jahre alt wird.

Rund 15 Erwachsene besuchen regelmäßig diese Einrichtung. Täglich zwischen 13 und 17 Uhr wird ein Workshop angeboten. Mal wird der Garten gemeinsam gepflegt. Mal wird gebastelt oder gemalt. Mal wird zusammen gekocht oder gebacken. Davon können wir uns im Anschluss an die Besichtigung selbst ein Bild machen: die betreuten Erwachsenen haben uns zusammen mit den Mitarbeiterinnen leckeren Kuchen gebacken.

Ohne das Projekt der Gemeinde stünden die Eltern mit ihren behinderten Kindern alleine da. Denn staatliche Einrichtungen gibt es nicht, die sich um behinderte Erwachsene kümmern. Deshalb hat Titi Mulder vom Kirchenrat vor rund acht Jahren selbst das Heft in die Hand genommen. Sie hat einen behinderten Sohn und hat als Betroffene deshalb die Initiative ergriffen.

Vor vier Jahren konnte schließlich der Neubau eingeweiht werden, der mit finanzieller Unterstützung der EKvW entstanden ist. Neben einem großen Aufenthaltsraum gibt es zwei Nebenräume und komfortable sanitäre Anlagen. Auch eine Computerecke ist vorhanden.

Nebenan in der Hausaufgabenbetreuung sind regelmäßig zwölf Kinder zu Gast. Sie kommen nach der Schule vorbei, die in Argentinien halbtags stattfindet. Mit und ohne Anleitung machen sie hier ihre Hausaufgaben. Und sie singen viel miteinander. Auch für uns. Dann revanchieren wir uns mit dem Kanon „Lobet und preiset ihr Völker den Herrn“.

Anschließend fragen die Kinder neugierig, wie wir heißen. Also nennen wir unsere Namen und bitten die Kinder, es ebenfalls zu tun. So findet trotz der sprachlichen Barrieren eine kurze Annäherung statt. Apropos sprachliche Barrieren: auch an diesem Tag ist Nicolas Rosenthal unser kongenialer Begleiter, der fleißig übersetzt, organisiert und uns während der gemeinsamen Fahrten im Kleinbus ganz nebenbei erklärt, was wir gerade sehen. Zum Beispiel aufgebrachte Bauern, die die Straße blockiert haben, um für faire Preise in der Landwirtschaft zu demonstrieren.