Randnotizen aus Bukavu

Von Meike Friedrich

Der Schutzmann: In Bukavu kann man noch etwas erleben, was ich nur noch aus Kindheitsgeschichten kenne: den Verkehrsschutzmann. Wenn es gut läuft, steht ein Schutzmann auf einem erhabenen Kreisel in der Mitte der Kreuzung und regelt den Verkehr. Das habe ich allerdings bislang nur einmal beobachten können. Normalerweise tummeln sich bis zu vier Gestalten auf und an der Kreuzung, jeder bewaffnet mit einer Trillerpfeife und ohne jede Autorität. Wir standen recht lange in einem Stau vor einem verstopften Kreisverkehr, weil vier Polizisten den Verkehr nicht regelten. Erst als die Verkehrsteilnehmer beschlossen, alle Hinweise zu ignorieren, ging es flott voran.

Tourismus: Bukavu, so hörten wir heute, ist eine Touristenstadt. Wer aus der wimmelnden Menschenmenge tatsächlich Tourist war, vermag ich nicht zu sagen, aber die Lage der Stadt auf einer in den Kivusee hineinragenden Landzunge und den umgebenden Bergen ist wirklich wunderschön. Auch die Stadt und ihre Bewohner vermitteln einen ganz anderen Eindruck als das verelendete Goma. Hier existieren Geschäfte, Gebäude und gepflegte Anlagen. Die Menschen halten ihre Umgebung sauber und schmücken sie. Autoreifen liegen beispielsweise am Straßenrand und werden wahlweise mit Bäumen oder mit Gemüse bepflanzt. Man erkennt, dass die angebotenen Waren nicht nur dem existentiellen Überleben dienen, sondern dass Auswahl möglich ist und auch kleine Extras.

Autofahren: Es ist üblich, dass feste Fahrgemeinschaften gebildet werden. Der Wagen mit Vizepräsident Albert Henz, Dr. Ulrich Möller und Präsident Dr. Molo macht den Anfang. Hier in Bukavu bin ich dieser Fahrgemeinschaft zugeordnet und teile mir mit Dr. Möller eine Hinterbank, die im rechten Winkel zu den normalen Sitzbänken angeordnet ist. Hier bekomme ich keine Probleme mit blauen Flecken durch Sicherheitsgurte. Hier bekomme ich Probleme, weil ich bei plötzlich auftauchenden Schlaglöchern vom Sitz hoch geschleudert werde und mit dem Kopf gegen das Autodach krache. Auch schön.

Amani: Das ist der Name der katholischen Bildungseinrichtung, in der wir untergebracht sind. Die Zimmer gleichen mönchischen Zellen – ohne Moskitonetz, dafür üppig ausgestattet mit drei Steckdosen, von denen zwei auch funktionieren. An die Stirnseite des kahlen Raumes grenzt das Badezimmer. Nebeneinander befinden sich die Dusche, der Kleiderschrank und das Klo. Das Klo mit dem üblichen Schönheitsfehler, dass man die Wasserzufuhr abstellen muss, da es sonst permanent durchrauscht. Die Dusche erwies sich als…zurückhaltend. Zwar konnte man theoretisch wählen zwischen einem normalen Duschkopf und einer Regendusche. Allerdings war der Wasserdruck quasi nicht vorhanden, so dass das Wasser sich nur begrenzt aus der Leitung wagte und dann auch nur in kühlem Zustand.
Zum Frühstück gab es Weißbrot mit Margarine, bedenklichem Käse und grauem Cornedbeef. Wahlweise Rübenkraut. Ich hasse Cornedbeef und Rübenkraut und beschränke mich auf Margarine.