Auf dem Seeweg von Goma nach Bukavu

25. Februar 2014


Anne Rabenschlag:
7.40 Uhr. Wir verlassen Goma und die herzliche Gastfreundschaft der CBCA. Nach Bukavu fahren wir mit dem Schiff über den Kivusee.

Am Hafen puhlen Dutzende Fischer winzige Fische aus den Netzen. Die Frauen bauen den Fang auf runden Bastmatten von einem Meter Durchmesser auf. Sie verkaufen die Fischchen auf dem Markt oder am Straßenrand – oder auch nicht. Gelingt der Verkauf, ist die Familie für eine Weile gesichert. Wenn nicht, fehlt die Perspektive.

Die „Mugote 2“ liegt dicht vor uns. Munteres Treiben, Gewusel und Gedränge, laut und hektisch. Ordner weisen den Autos und Motorrädern ihren Weg, es geht hin und her, am Ende findet alles seinen Platz.
Händlerinnen, denen man die Armut ansieht, bieten Wasser aus dem See, Käse, Brot oder Früchte an. Es ist vermutlich ihre einzige Chance an diesem Tag.
Dazwischen Passagiere aller Couleur, Gepäck jeder Größe und Qualität, VIPs, die im letzten Moment mit ihrem Mercedes ankommen.

Goma liegt hinter uns: die Armut einer Stadt, in der eine Million Menschen leben, gebeutelt durch den Krieg und den letzten Vulkanausbruch. Wir spüren nicht mehr die rauen Straßen, die Schlaglöcher, das scharfkantige Lavagestein. Leise und ruhig gleitet das Schiff auf die offene Wasserfläche hinaus. Wir atmen durch, genießen die Stille und haben einen scheinbar unendlichen See vor uns.

Nach einer Stunde wandelt sich das Bild. Sind wir in den Stockholmer Schären gelandet? Viele kleine Inseln säumen unseren Weg.
Was für eine wunderschöne Region – von den schwedischen Schären nur zu unterscheiden durch die kleinen afrikanischen Dörfer, oft mit Rundhütten. Grün und saftig die Vegetation.
Wir wissen: Auch dieses Kleinod ist durch Krieg und bewaffnete Überfälle gezeichnet. Wie viele vergewaltigte Frauen, wie viele zerbrochene Familien gibt es hier wohl? Dieses traumhaft schöne Land, reich an Ressourcen wie Gold und anderen Bodenschätzen, könnte eine Oase sein.

Nach sechsstündiger Fahrt landen wir in Bukavu. Am Hafen wieder Gewusel und Gedränge. Ein Posaunenchor spielt zum Empfang.