Politik und Wirtschaft

24. Februar
Von Meike Friedrich



Kurze Stippvisite beim Vizegouverneur von Nordkivu, da der verabredete Termin mit dem Gouverneur nicht geklappt hat. Es empfängt uns ein extrem unsicher wirkender Mann, der als Ausgleich alle Schienen seiner Machtfülle vor Augen führt (er lässt uns warten; wir werden in das Büro des Gouverneurs geführt, das noch mit Möbeln bestückt ist, die schon von Benito Mugave benutzt wurden; er lässt uns in einen anderen Raum führen mit einem langen Konferenztisch, davor ein Podium mit einem Sessel. Noch etwas später kommt er dann persönlich und erzählt uns, dass Deutschland mehr Geld geben könnte, um den Flughafen fertig zu stellen und um eine Bahnverbindung zu bauen. Wir erleben hier absolut plastisch, dass die Regierung in diesem Land keinerlei Relevanz oder Vision hat.

Besuch bei der Munesco. Wir lernen den stellvertretenden Leiter der UN-Truppen kennen, Ray Torres aus Honduras. Er stellt uns seine Sicht der Dinge dar – eine weitere Folie, die sich über unsere Wahrnehmung dieses Landes legt. Nach seiner Darstellung handelt es sich im Kongo weder um einen politischen Konflikt noch um einen ethnischen, sondern allein um wirtschaftliche Interessen, die sich an Bodenschätzen festmachen. Die UN hat nur sehr begrenzte Möglichkeiten einzugreifen. Grund: erstens agiert sie anders als andere Armeen. Die UN schickt erst Raketen in ein feindliches Lager, wenn absolut sichergestellt ist, dass keine Zivilisten betroffen sind. Hier aber sind alle bewaffneten Gruppen immer vermischt mit der Bevölkerung. Zweitens sind diese Gruppen nicht militärisch organisiert. Sie können leicht auseinandergehen, sich einen neuen Namen geben, sich anderen Gruppen anschließen oder selbstständige Kriminelle werden.