Hilfe für vergewaltigte Frauen

23. Febuar
Von Meike Friedrich

Nach einem Mittagspäuschen im Hotel ging es weiter zum Zentrum für Frauenarbeit. Insgesamt sind etwa 150 Frauen im Bereich der Versöhnungsarbeit engagiert. Heute waren davon etwa 30 Frauen anwesend – diejenigen aus Ruanda waren mehrere Stunden gelaufen, um an diesem Termin teilzunehmen. Die Frauen arbeiten in Kleingruppen an ganz verschiedenen Projekten, die ihnen den Lebensunterhalt sichern und ihre Selbstsicherheit stärken sollen. Sie nähen, verkaufen Schuhe, Fisch, Fleisch, Obst oder Milch und Eier. Hier kommt eine Kleinigkeit zur Sprache, die aber für viele eine überlebenswichtige Frage darstellt. Wenn Ruanderinnen in Goma handeln wollen, dürfen sie ihre Kinder nicht mit über die Grenze nehmen. Außerdem erhalten sie keine Erlaubnis, unverkaufte Waren zu lagern. Jeden Tag werden sie hin und hergeschleppt. Hier unterstützen sich die Frauen gegenseitig, indem sie ihre Hütten zur Verfügung stellen oder Kinder bei sich aufnehmen. Sie erhalten Kurse in „Leadership“, d.h. ihnen wird vor Augen geführt, dass die Gesellschaft nur funktioniert, weil es sie, die Frauen gibt und dass sich daraus auch ein gewisses Maß an Einfluss ergibt, den es wahrzunehmen gilt. Nachdem diese Frauen ihre Arbeit vorgestellt hatten, verließen sie den Saal.

Denn nun wurde ein weiterer Arbeitsbereich vorgestellt – die Arbeit mit vergewaltigten Frauen. Einige waren da und erzählten. Eine junge Frau wurde zu Hause von acht Soldaten überfallen. Sieben der Soldaten vergewaltigten sie auf jede erdenkliche Weise. Ihre Kinder saßen auf einem Bett und haben alles mit angesehen. Der achte Mann stand mit einer Waffe vor dem gefesselten Ehemann der Frau und drohte, ihn zu erschießen, wenn sie schreien sollte. Dieselben Soldaten sind regelmäßig in das Dorf zurückgekommen und sich durch die Häuser durchgearbeitet. Eine andere Frau hatte mit anderen auf dem Feld gearbeitet. Im Feld hatten sich Männer versteckt, die sie überfielen. Alle Frauen wurden vergewaltigt zum Teil auch mit Messern verletzt.
Eine alte Frau berichtete von einer vergleichbaren Situation. Sie blieb mehrere Tage liegen, bevor sie gefunden wurde. Sie hat bis heute erhebliche Schmerzen und kann kaum laufen. Eine weitere Frau berichtet darüber hinaus, dass alle Wertgegenstände (Waren und Lebensmittel) entwendet wurden, dazu auch wichtige Dokumente.
Wie alle anderen auch wurde sie von ihrem Mann verlassen und zog nach Goma um. Da sie keine Zeugnisse mehr vorlegen konnte über ihre Ausbildung, fand sie keine Stelle. Ihre Kinder waren traumatisiert, weil sie alles mit angesehen hatten und machten hinterher große Probleme.

Alle Frauen berichteten, dass sie Hilfe in diesem Zentrum der baptistischen Gemeinde gefunden hätten. Sie hätten gute Beraterinnen an ihrer Seite gehabt, die aus ihnen wieder normale Menschen gemacht haben. Im Glauben und der christlichen Gemeinde werden sie wieder stark, so erzählten sie. Und weil sie hier nicht mehr wie Aussätzige behandelt werden, sind bei einigen die Männer zurückgekommen.
Der Gesichtsausdruck all dieser Frauen ähnelt sich. Es sind Gesichter mit sehr scharfen Zügen, oft nach innen gerichtet, verhärtet.