Lebendig und aufgeschlossen

Sonntag, 26. August 2018

Die Immanuel-Gemeinde in Louisville strahlt Freundlichkeit aus, Offenheit, Gastfreundschaft. „Jesus hat Menschen nicht zurückgestoßen. Wir tun das auch nicht.“ Das steht außen an der Kirche. 

Heute begrüßt Pastorin Rachel Small-Stokes einen Gast aus Deutschland: Präses Annette Kurschus predigt.

Vor dem Gottesdienst sind wir noch bei der Anmeldung der neuen Konfirmanden dabei. Fünf Jugendliche mit ihren Eltern sitzen im Kreis, die Religionspädagogin Samantha Barrett erklärt Inhalt und Organisation des Unterrichts bis zur Konfirmation 2019. Die Kirche wird Thema sein, erläutert die temperamentvolle Frau, Kirche im Allgemeinen und die United Church of Christ mit ihrer besonderen Geschichte im Besonderen. Taufe und Abendmahl und die weiteren Grundlagen des christlichen Glaubens.

In einem anderen Gruppenraum sitzen einige Erwachsene zusammen: Ein Gemeindeseminar. Man schaut gemeinsam ein Video an, in dem eine Dozentin über das Thema Mythen referiert. In der heutigen Lektion geht es um Sigmund Freud und C.G. Jung. Die Dozentin spricht über den Ödipus-Komplex und über Archetypen.

Das Immanuel-Gemeindezentrum ist ein geräumiges Gebäude, großzügig ausgestattet. Weichen Teppichboden betritt der Besucher, der in das sanctuary kommt, den Gottesdienstraum. Bequeme Polster bedecken die Bänke. Vor jedem Platz ist eine Halterung angebracht, die nicht nur Bibel und Gesangbuch aufnimmt, sondern auch Bleistifte und Kuverts für bestimmte Spendenzwecke: Bitte ankreuzen, ob das Geld zum Beispiel für Diakonie, Jugendarbeit, die Unterhaltung des Gebäudes oder für den Fahrdient zu den Gottesdiensten bestimmt ist, Dann sind da noch kleine Löcher in der Holzleiste, deren Sinn sich mir zunächst nicht erschließt.

Die Atmosphäre im Gottesdienst ist entspannt. Aufmerksam hört die Gemeinde die Predigt. Als sich der Lektor einmal vertut, gibt es fröhliches Gelächter, und er lacht mit.

Wir feiern Abendmahl. Männer und Frauen, in weinrote Umhänge gekleidet, bringen die Oblaten auf messingnen Tellern in die Bankreihen. Dann folgen Wein und Traubensaft in kleinen Plastikbechern. Und nun wird mir auch die Funktion der kleinen Löcher in der Halterung klar: Die kleinen Trinkgefäße passen genau hinein.

Pastorin Rachel, erfahren wir später, ist mit einer Frau verheiratet. Zwei kleine Kinder haben sie adoptiert. Es entspricht dem Grundverständnis der United Church of Christ, dass dies selbstverständlich ist. Doch nicht alle Gemeinden teilen dieses Selbstverständnis. Die Immanuel-Gemeinde musste einen langen, schmerzlichen Weg gehen, bevor sie sich für eine Pastorin in dieser Lebensform entscheiden konnte. An diesem hellen Sonntagmorgen ist davon nichts zu spüren. Die Gemeinde präsentiert sich den Gästen lebendig und aufgeschlossen. Zu dieser Ausstrahlung trägt die warmherzige junge Frau ganz sicher viel bei.