Jona vor dem Tor nach Europa

Hier oben weht ein frischer Seewind, die Luft ist klar, die Sonne scheint und lässt das Meer silbern glänzen. Ein angenehmer Frühlingsmorgen. Wir versammeln uns am „Tor nach Europa“. Seit bald zehn Jahren steht das Denkmal oberhalb des Ortes Lampedusa, fünfeinhalb Meter hoch und drei Meter breit. Das Tor aus Eisen und Keramik erinnert an die Flüchtlinge, die sich verzweifelt und hoffnungsvoll auf den Weg nach Europa gemacht haben und im Meer gestorben sind, bevor sie ihr Ziel erreicht hatten. Es steht zugleich für Offenheit: Jeder kann hindurchgehen.

Die Leute von Mediterranean Hope, der katholische Priester von Lampedusa, zwei Ordensfrauen. Ihre weißen Gewänder flattern im Wind. Wir beten und singen zu Geige und Gitarre.

„Als ich in Not war, rief ich zum Herrn, und er hat mich erhört. Aus dem Innern des Totenreichs rief ich um deine Hilfe, du hast meine Stimme gehört.“ (Jona 2,3). Marta Bernardini spricht über Jona, den Gott aus dem Bauch des Fisches rettete. „Wir haben viele Jonas getroffen hier auf Lampedusa, sagt Marta. Ich hätte gerne all ihre Gebete und Geschichten gehört. Aber wie oft wurden ihre Stimmen ignoriert? Wir sind es, die entscheiden, wer gehen muss oder bleiben darf. Wir haben die Macht zu entscheiden, wer wichtig oder unwichtig ist. Aber Gott hat in Jesus Christus all diese Maßstäbe aufgehoben. „Die Hilfe ist beim Herrn“, singt Jona. Wir sind hier, um diejenigen willkommen zu heißen, die an unsere Tür klopfen. Das ist das Herzstück des Evangeliums, das wir bezeugen, sagt Marta.

Die Leute von Mediterranean Hope tun das. Tatkräftig und überzeugend.

Kirchenleitungsreise der EKvW nach Italien 3.-8.3.2017

Posted by Kirche unterwegs – Reiseblogs der EKvW on Mittwoch, 8. März 2017