Goma, 21. Februar
Nun sind wir im Ostkongo. Kontrast zu Ruanda: schlechte Straßen, viel Staub, wenig Grün. Die Gemeinde Virunga in Goma erwartet uns. Und wie sie uns erwartet! Festlich geschmückte Menschen bilden links und rechts der löchrigen Piste ein buntes Spalier, Kinder in blütenweißen Kleidern, Pauken und Trompeten. Blumen überreichen uns die kleinen Mädchen, eine Kette aus Bonbons bekommen wir umgehängt. Mit Gesang und Tanz geleitet uns die Gemeinde in ihre Kirche.
Dr. Kakule Molo, Präsident der Baptistischen Kirche im Zentrum Afrikas, hat uns bereits an der Grenze empfangen. Nun dürfen wir mit ihm die Ehrenplätze besetzen. Reden, Gebete, Musik. Am eindrucksvollsten ist ein Tanz, eine Art Ballett. Chorsängerinnen mit ihren farbenfrohen Gewändern tanzen und singen gemeinsam mit – Soldaten. Für die Gäste aus Deutschland eher befremdlich: Uniformierte in Tarnfarbenmontur und derben Stiefeln als künstlerische Akteure in der Kirche. Auch Polizisten sind dabei. Das gehört zu einem Programm, erfahren wir: Die Kirchengemeinde kooperiert mit der Regierungsarmee, die Soldaten lernen den zivilen Umgang mit der Bevölkerung, lernen Kultur, lernen Gemeinschaft.
Das ist bemerkenswert in einem Land, wo staatliches Militär und Polizei kein Gewaltmonopol haben. Im Ostkongo gibt es über 30 große und kleine bewaffnete Gruppen, für die der Ausdruck „Milizen“ eher eine Verharmlosung ist. Das Land ist nach jahrzehntelangen Kriegen am Boden. Der Kongo zählt zu den ärmsten Ländern der Erde.
Und wir werden beschenkt. Jeder erhält eine Holzskulptur, zwei Giraffen, die eng beienander stehen, die langen Hälse fast ineinander verschlungen: ein Zeichen für das Miteinander christlicher Geschwister in Afrika, aber auch über die Kontinente hinweg. Die Menschen hier beschämen uns: Sie haben nichts, aber sie geben alles.