22. Februar 2014
Sie waren zu dritt im Auto unterwegs, Hangi Mitterand von einem lokalen Radiosender, Subiri Patient von der Fernsehstation Rwanzuru und ein weiterer Reporter. Sie wollten von Kampf der kongolesischen Regierungsarmee gegen eine bewaffnete Einheit aus Uganda berichten, die in den Ostkongo eingedrungen war. Dass ihr Auto ein Militärfahrzeug war, kostete einen Kollegen das Leben, die beiden anderen wurden schwer verletzt. Die Söldnertruppe, die später von der Regierungsarmee besiegt wurde, hat sie mit Granaten beschossen. Der Kollege war sofort tot. Ihre gesamte Ausrüstung – Kamera, Aufnahmegeräte, Laptops – hat man ihnen weggenommen. Nun liegen Hangi Mitterand und Subiri Patient im evangelischen Krankenhaus Bethesda in Goma. Sie sind nicht die einzigen Kriegsopfer, die dort behandelt werden. Wir treffen auf Kinder, ein vierjähriges Mädchen hat den linken Arm verloren. Ein Baby schreit, die ältere Schwester, etwa zwölf, ist am Bein verletzt. Ihre Mutter ist tot.
Meike Friedrich:
Das Krankenhaus wurde vor etwa 10 Jahren in einer Wellblechhütte gegründet, die heute noch auf dem Gelände steht. Inzwischen findet sich für jede Abteilung ein eigenes, einstöckiges Gebäude (Augenheilkunde, Intensivstation, Kriegsverletzungen, Kinderabteilung, Chirurgie). Noch bevor wir die Abteilung für Kriegstraumata betreten, macht uns der Chefarzt auf einige Zelte aufmerksam. Das Krankenhaus hat 250 Betten. Wenn es zu Gefechten kommt, benötigt man schnell mehr Platz. In den Zelten kommen weitere 100 Menschen unter.
Eine Tür weiter sitzen drei Kinder auf einem Bett. Sie alle wurden angeschossen. Noch während der Arzt die Krankengeschichten erläutert, schäkere ich mit einem kleinen Mädchen in einem roten Kleid und einem direkt unter der Schulter endenden Armstummel. Zugleich sehe ich, wie sich auf einem Bett schräg gegenüber ein Bündel Lumpen bewegt. Ein kleines Baby ist nur mit Mühe zu erkennen. Seine vielleicht 8-jährige Schwester kommt dazu und versucht es zu beruhigen. Sie hat eine Verletzung am Arm. Die beiden Kinder haben ihre Mutter bei dem Angriff verloren.