Gottesdienste im Batakland – ein Mosaik


16.6.15
Am heutigen Sonntag verteilten wir uns auf acht Kirchen. Überall haben wir im Gottesdienst mitgewirkt, haben gepredigt, uns an der Liturgie beteiligt, Grußworte gesprochen. Ein Mosaik aus Eindrücken und Erfahrungen.

Mit Polizeieskorte
Präses Annette Kurschus und Dr. Ulrich Möller waren in Parapat bei der Toba-Batak-Kirche (HKBP), mit 4,5 Millionen Mitgliedern nicht nur die weitaus größte Kirche der Batak-Stämme, sondern auch die größte evangelische Kirche Asiens. Abholung durch Ephorus Willem Simarmata mit Polizeieskorte, Blaulicht und Signalhorn vorneweg. In eigenartigem Kontrast dazu wirkten die sanften Gospels, die aus dem Autoradio tropften. Großer Bahnhof zur Ankunft: Ein Spalier von herausgeputzten Tänzerinnen steht zum Empfang bereit. Das huldvolle Winken nach allen Seiten ist die Präses nicht gewöhnt. Im Gottesdienst überreicht sie ihrem Bischofskollegen Simarmata ein goldenes Kreuz zum Umhängen, denn in der HKBP war bislang kein Bischofskreuz vorhanden. Annette Kurschus weist darauf hin, dass das Kreuz über die Person, die es trägt, hinausweist auf den Gekreuzigten.

Christbaum mit Watte
Pfarrerin Birgit Worms-Nigmann predigte in Parapat in einer Kirche der Christlich-Protestantischen Kirche in Indonesien (GKPI). Es war „ein ganz normaler evangelischer Gottesdienst mit allem, was dazu gehört“, berichtet sie. Sieht man einmal von dem Plastik-Weihnachtsbaum ab, der – mit Watte als Schnee verziert – offenbar das ganze Jahr in der Kirche steht.

Ohne Konfirmation keine Hochzeit
Dr. Traugott Jähnichen und Ute Kerlen waren ebenfalls in Parapat: in der Christlichen Kirche in Indonesien (HKI). Lautstarke Musikeinlagen ergänzen die feierliche Liturgie. Fünf Kinder werden getauft, die Gäste aus Westfalen assistieren dabei. Schließlich erfolgt die Konfirmation eines jungen Mannes, der heiraten möchte und dazu diese Bedingung erfüllen muss. Seine Braut steht etwas verlegen abseits, seine Eltern geben ihn sozusagen frei, umarmen ihn, geben ihm gute Worte mit auf den Weg. Er spricht sichtlich bewegt zu ihnen – intensive Momente.

Der Frosch unter der Kokosnussschale
Christa Kronshage predigte in einer Gemeinde der Angkola-Batak-Kirche (GKPA) in Siantar, begleitet von Dr. Monika Lengelsen. Auf der Autofahrt hatte man sich mit der Übersetzerin ausgetauscht, die exzellent Deutsch kann. Manchmal findet diese Frau ihre Kirche zu abgeschottet, zu unbeweglich – „wie ein Frosch unter einer Kokosnussschale“, so lautet hierzulande eine Redensart. Ob der Frosch heraus will? Christa Kronshage griff die Wendung in ihrer Predigt auf. Ihr Eindruck: Die Botschaft kam an.

Kirchen pflegen bedrohte Sprachen
Pfarrer Dietrich Weinbrenner wirkte als Prediger und Liturg in einer Simalungun-Batak-Kirche (GKPS) in Parapat. Dass er die indonesische Amtssprache beherrscht, half ihm hier wenig, denn der Gottesdienst war ganz in der Simalungun-Sprache. So verstand er nichts von der Liturgie, die er vorlas – „dennoch war ihre tragende Kraft spürbar“. Hier zeigte sich: Die ethnischen Kirchen der Batakvölker tragen durch die lebendige und dauernde Pflege ihrer jeweiligen Sprachen zum Erhalt einer bedrohten Kultur bei. Denn die Sprachen der Karo, Toba, Angkola, Simalungun oder Pakpak drohen auszusterben.

Mopedfahrer als Lotse
Das gilt auch für die Region Nias, wo Pfarrerin Frauke Hayungs eine Gemeinde der Christlich-Protestantischen Kirche auf Nias (BNKP) besuchte. Ein Moped wies dem Fahrer des geliehenen Autos den Weg, denn die Gemeinde besitzt keinen eigenen PKW. Der Empfang in dem kleinen Dorf war freundlich und herzlich.

Papa Westfalia
Die Gemeinde der kleinen Pakpak-Dairi-Kirche, in der ich zu Gast war, feierte das 20-jährige Bestehen ihrer Kirche (Bild). Zu dem großen Tag ist Bischof Elias Solin gekommen. Das Gotteshaus ist rappelvoll, einige hundert Menschen haben draußen Platz genommen und nehmen per Lautsprecherübertragung am Gottesdienst teil. Nicht nur am heutigen Festtag ist die Kirche zu klein: Man hat große Pläne, sie zu erweitern, erfahre ich. Vier oder fünf Chöre, Solosängerinnen und eine Band, laut bis zur Schmerzgrenze, sorgen für jede Menge Musik. Im Gottesdienst erhalten verdiente Gemeindemitglieder, Spender und jugendliche Sportler Pokale aus der Hand des Bischofs. Anschließend spricht der Bürgermeister. Er fordert die kleine Pakpak-Kirche (37.000 Mitglieder) auf, als Minderheit Profil zu zeigen und einig zu sein. Der Beifall ist groß, besonders als er eine namhafte Summe von der Stadt für den Ausbau der Kirche verspricht. Und auch den Gast aus Westfalen spricht das Stadtoberhaupt an: Mit der höflichen Anrede „Papa“, was etwa dem „Herr“ im Deutschen entspricht. Weil er allerdings meinen Namen nicht mitbekommen hatte und in diesem Zusammenhang von „Westfalia“ die Rede war, nennt er mich „Papa Westfalia“.