Programm und Reiseroute der Argentinienreise 2016

Die Reiseziele im Überblick

Dienstag, 29. März
Hinflug Frankfurt – Buenos Aires

Mittwoch, 30. März 2016
Gespräch mit Kirchenpräsident Carlos Duarte und Generalsekretärin Sonia Skupch

Donnerstag, 31. März 2016
Besuch der Kindertagesstätte in Quilmes
Besuch des Behindertenzentrums in Brandsen
Abendessen mit westfälischen FSJ-lern

Freitag, 1. April 2016
Gespräch mit der Kirchenleitung der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP)
Gespräch mit der Stiftung Hora de Obrar
Besuch des Projektes „La Casona“ in Florencia Varela
Empfang der Kirchenleitung der IERP

Samstag, 2. April 2016
Tigre Delta
Projektbesuch: Action Social Ecumenica (ASE) in San Fernando, Buenos Aires

Sonntag, 3. April 2016
Gottesdienstbesuch in San Antonio
Besuch der Gemeinde und diakonischer Einrichtungen

Montag, 4. April 2016
Flug nach Posadas (Misiones)
Besuch der Gemeinde Posadas und dessen Projekt
Besuch der Jesuitenruinen in San Ignacio

Dienstag, 5. April 2016
Besuch der Gemeinden Capitán Meza und Itapúa in Paraguay

Mittwoch, 6. April 2016
Besuch des Instituto Linea Cuchilla: Technische Sekundarschule mit Internat
Besuch der bilingualen Schule Takuapí im Indianerdorf der Guaranies

Donnerstag, 7. April 2016
Besuch des Altersheims in Eldorado
Besuch der Wasserfälle von Iguazú
Rückflug nach Buenos Aires

Freitag, 8. April 2016
Tag zur freien Verfügung

Samstag, 9. April 2016
Auswertung mit Kirchenpräsident Carlos Duarte, Generalsekretärin Sonia Skupch und Nicolás Rosenthal
Rückflug nach Deutschland

Sonntag, 10. April 2016
Ankunft in Frankfurt

30. März bis 9. April 2016: Die Kirchenleitung in Argentinien

Reise zur Evangelischen Kirche am La Plata

Eine Kirchenleitungsdelegation der Evangelischen Kirche von Westfalen (EKvW) reiste nach Argentinien und Paraguay. Vom 30. März bis 9. April hat die neunköpfige Gruppe Partnerschaftsprojekte besucht und sich mit leitenden Vertretern der evangelischen Kirche am La Plata (Iglesia Evangélica del Rio de la Plata) beraten.

Auf dem Programm standen unter anderem ein Besuch des Projektes »La Casona« in Florencia Varela, das von der EKvW gefördert wird. Ebenfalls Besuch bekam das Tageszentrum ASE („Action Social Ecumenica“). Dessen Jugendorchester fördert die soziale Inklusion von Kindern und Jugendlichen aus den Armenvierteln in San Fernando (Buenos Aires).

In Posadas sah sich die Reisegruppe das Projekt Tierra Fértil („Fruchtbares Land“) an, das neu zuziehende Gemeindeglieder im Glauben stärken, Studierende materiell und geistlich unterstützen sowie Kliniken mit regelmäßigen und verlässlichen Seelsorgeangeboten ausstatten will. Ziel ist es, dass die evangelische Kirche in ökumenischer Offenheit und sozialer Verantwortung im Stadtbild wahrgenommen wird.

Daneben besuchten die Delegierten evangelische Gemeinden in San Antonio, Posadas und Paraguay sowie eine Kindertagesstätte in Quilmes, eine technische Sekundarschule in Linea Cuchilla, die bilinguale Schule Takuapí und das Altersheim in Eldorado.

Zur Delegation gehörten Präses Annette Kurschus, die Mitglieder der Kirchenleitung Dr. Michael Bertrams, Doris Damke, Christa Kronshage, Anne Rabenschlag, Uwe Wacker sowie Kirchenrat Gerhard Duncker (Beauftragter für interreligiösen Dialog), Pfr. Dr. Jan-Dirk Döhling (Persönlicher Referent der Präses), Pfr. Bernd Tiggemann (Arbeitsbereich Kommunikation)

Mit Musik gegen Armut, Gewalt und Alltagstristesse

Einmal wie die Profis auf der Bühne stehen: Das ist der große Traum der jungen Musikerinnen und Musiker des „ASE Música“-Kinder- und Jugendensemble aus einem Armenviertel in Buenos Aires. Und schon bald wird er Wirklichkeit. Denn vom 9. bis 23. Februar sind sie auf Einladung von Präses Annette Kurschus zu Gast in Westfalen und gehen auf eine ganz besondere Konzertreise.

Die leitende Theologin der Evangelischen Kirche von Westfalen hatte die jungen Musiker 2016 bei der Reise der Kirchenleitung zur Partnerkirche in Paraguay, Argentinien und Uruguay kennengelernt.

Auf die Kinder und Jugendlichen, die bisher kaum etwas außerhalb ihres Viertels kennengelernt haben, wartet in Westfalen ein abwechslungsreiches Programm: Begegnungen mit deutschen Schülerinnen und Schülern, Auftritte in Kirchengemeinden, Proben mit deutschen Jugendlichen und spannende Freizeitaktivitäten. Vor allem aber geht es um das Gefühl, willkommen zu sein.

Mehr zur Konzertreise und die Konzerttermine gibt es hier.

IERP in a nutshell

Am Morgen unseres dritten Tages in Argentinien treffen wir die Kirchenleitung der Evangelischen Kirche am La Plata (IERP). Kirchenpräsident Carlos Duarte stellt uns „seine“ Kirche als unierte Kirche in mehrerlei Hinsicht vor. In der IERP kommen Menschen unterschiedlicher Kulturen und kirchlicher Traditionen zusammen. Sie ist zugleich eine ökumenische Kirche, was sich etwas in der pragmatischen Zusammenarbeit mit anderen Kirchen zeigt.

Viele Gemeinden sind diakonisch aktiv. Und zwar nicht, um neue Gemeindeglieder zu gewinnen oder die Gemeinden zu finanzieren. Sondern weil sie der festen Überzeugung sind, dass die Menschen, mit denen sie arbeiten, sie zu Christus bekehren.

Seit acht Jahren gibt es ein eigenes Pastorat für die Inklusion von Behinderten und ihren Familien. Im Bereich der Stadtmission setzt die Evangelische Kirche am La Plata auf eine Doppelstrategie. Während in den Großstadtgemeinden oftmals sehr traditionell gearbeitet wird, geht man andernorts mit einem pastoral-diakonischen Ansatz in die Armenviertel. Daraus haben sich an mehrern Stellen bereits kleine Glaubensgemeinschaften gebildet.

Die theologische Hochschule ISEDET wird in Kürze geschlossen, wie Duarte gegen Ende seines Berichtes unterstreicht. Stattdessen werde man verstärkt auf E-Learning-Angebote in Kombination mit Praxisphasen in Gemeinden setzen.

Ein paar Zahlen: zur IERP gehören 45 Gemeinden, die sich auf sieben Kirchenkreise verteilen und in den drei Ländern Argentinien, Paraguay und Uruguay liegen. Die Gemeinden tragen 56 diakonische Projekte, beschäftigen 38 Pfarrer, zwölf Pfarrerinnen sowie sechs Vikarinnen und Vikare. 400.000 getaufte Mitglieder zählt die IERP, darunter 75.000 aktive und 27.000 zahlende.

Anschließend stellt Nicolàs Rosenthal die diakonische Stiftung „Hora de Obrar“ vor. Sie will Gemeinden gezielt in ihrem diakonischen Engagement unterstützen. Deshalb habe man vor zwei Jahren die Diakonieabteilung der IERP in eine Stiftung verwandelt, die weniger mit einer Stiftung nach deutschem Recht als vielmehr mit einem Verein vergleichbar sei.

Spendengelder werden direkt an die Gemeinden weitergegeben: für Projekte mit Kindern, Jugendlichen, alleinerziehenden Müttern und indigenen Völkern. Allerdings gebe es in Argentinien noch keine ausgeprägte Spendenkultur, was auch damit zusammenhängen mag, dass der Staat keine steuerlichen Anreize schafft.

Nachmittags sind wir in La Casona. Dort ist Multimedia zuhause. Hier produzieren Jugendliche und junge Erwachsene Filme und eigene Radiobeiträge. In der Radiowerkstatt erwartet uns Damian. Er ist in dem kleinen Ort, in dem La Casona steht, aufgewachsen und dort seit zehn Jahren als Musiklehrer tätig. Zusammen mit einem seiner Gitarrenschüler spielt er uns ein traditionelles argentinisches Stück vor und singt dazu.

Junge Menschen haben hier die Chance, ein Instrument zu lernen, zusammen mit anderen zu musizieren und eigene Stücke zu komponieren. Die werden Dank moderner Technik aufgezeichnet, sei es für einen Film oder für Radiobeiträge, die jedoch bislang ausschließlich intern gehört werden. Sendungen im Online-Radio sind geplant. Dafür lernen die Jugendlichen Radiosprache kennen, besuchen Radiostationen in der Umgebung und lernen, die vorhandene Technik zu bedienen. Das Ziel: Nach und nach soll ein junges Radioteam aufgebaut werden, das von Jugendlichen selbst getragen wird.

1991 wurde das erste Gebäude gekauft, der Bau einer Kapelle wurde mit dem Verkauf von Würstchen finanziert und 2002 kam ein weiteres Gebäude dazu, erklärt Martin Elsesser, der das Projekt leitet. La Casona verfolgt das Ziel, Menschen mit ihren Lebensaufgaben zu begleiten. Vielleicht die Arbeit deshalb eng mit Menschenrechtsfragen verzahnt, wie Elsesser weiter ausführt.

Viele Besucherinnen und Besucher haben in La Casona Freunde gefunden. Ja die Gemeinschaft, die sie dort erleben, sei wie eine Familie, sagen sie. Zum Beispiel bei der Produktion von Filmen. Dabei schlüpfen die Jugendlichen in die unterschiedlichen Rollen der Videoproduktion: vom Drehbuchautor über die Schauspielerei bis zum Bedienen der Kamera reicht die Palette.

Seit vier Jahren gehen die Menschen, die sich in La Casona selbst als Künstler entdecken können, offensiv mit ihren Ergebnissen auf die Straße und in andere Einrichtungen. Nachdem die Multimedia-Schmiede in der Anfangszeit von Vielen im Ort kritisch beäugt wurde, ist sie heute populärer denn je. Kein Wunder, dass die Evangelische Kirche von Westfalen das Projekt in den Jahren 2016 und 2017 mit größeren Geldbeträgen unterstützt.