Ein warmherziger Seelsorger

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Bischof Ernst Gamxamub

Es war die Liebe zu Gottes Wort, die er schon als Kind spürte. Die Geschichten, die er aus der Kinderbibel erfuhr, faszinierten und berührten ihn zutiefst. Bis heute ist das so. Das Bedürfnis diese Begeisterung auch anderen Menschen zu vermitteln, wuchs und reifte in ihm. Ernst Gamxamub, 1956 in Windhoek geboren, studierte Theologie und arbeitete dann als Pastor in verschiedenen Gemeinden der Evangelisch-lutherischen Kirche in der Republik Namibia.

1994 kam ein großer Einschnitt: Mit seiner Frau Ursula und den beiden Töchtern Faye und Daisy, damals neun und fünf Jahre alt, reiste der junge Theologe nach Deutschland. Drei Jahre war er Gemeindepastor im hessischen Korbach.

Nach der Rückkehr übernahm er verschiedene Ämter in seiner Kirche, bis ihn die Synode 2004 zum Vizebischof wählte. 2014 schließlich wurde Ernst Gamxamub Bischof, nachdem Dr. Zephania Kameeta in den Ruhestand ging.

Dieser war nicht nur als Bischof eine prägende Persönlichkeit, sondern hatte als früherer Kämpfer gegen die Apartheid auch als Politiker hohes Ansehen erworben. Der Nachfolger weiß: „Seine Spuren sind für meine Füße zu groß, seine Schuhe erst recht.“ Ernst Gamxamub ist ein bedächtiger, ruhiger Mann, ein guter Zuhörer. Das einfühlsame Eingehen auf das Gegenüber im persönlichen Gespräch ist seine Stärke – ein warmherziger Seelsorger, der aufmerksam auf andere zugeht. Und ein fürsorglicher Gastgeber.

Besuche in den Gemeinden sind ihm wichtig. Seine Aufgabe sieht er hauptsächlich nach innen gerichtet: „Ich möchte in unserer Kirche geistliche Themen auf die Tagesordnung setzen. Wenn wir uns damit beschäftigen, wird das unserer Einheit als geistliche Gemeinschaft dienen und uns stärken für den Dienst, zu dem wir berufen sind.“ Als nächste große Herausforderung sieht er die Generalversammlung des Lutherischen Weltbundes in Namibia im Jahr des Reformationsjubiläums 2017. Es gibt drei lutherische Kirchen in seinem Land – gemeinsam gute Gastgeber sein, das ist ihm ein hohes Ziel.

Seit Jahren ist seine Kirche mit Deutschland, mit Westfalen partnerschaftlich verbunden. Was bedeutet dieses enge Verhältnis für ihn als afrikanischen Kirchenführer? Gamxamub weiß, dass die Geschichte belastend ist: Die Missionare aus Deutschland waren eng mit dem Überlegenheitsanspruch der weißen Kolonialherren verflochten. Aber es gilt auch: „Der Einsatz vieler Missionare hat uns darin bestärkt, als Afrikaner selbstbewusst zu sein. Die Kraft des Evangeliums hat den Gegensatz von oben und unten überwunden.“ Heute, sagt der Bischof, „haben wir Partnerkirchen in aller Welt – das europäische Überlegenheitsdenken ist längst Geschichte. Und es sind auch politische Partner, die im Kampf um die Unabhängigkeit an unserer Seite standen.“ Einer dieser Partner ist die Evangelische Kirche von Westfalen.