Autofahrt und verschleierte Frauen

1.3.2014
Von Meike Friedrich


Während einer 2,5-stündigen Busfahrt durch die wunderbare Landschaft, gab es meinerseits ein intensives Studieren der Handzeichen, die unser Busfahrer anderen Autos gab. Die Straßen sind nicht besonders breit und schlängeln sich in endlosen Serpentinen durch die Gegend. Auf beiden Seiten der Fahrbahn ein endloser Strom von Fußgängern. Manchmal in lockeren Wandergruppen unterwegs, manchmal schwer tragend, manchmal mit Fahrrad ausgestattet. Entscheidend ist, dass man als Autofahrer ein kurzes Hupsignal gibt, damit kein Fußgänger zur Unzeit die Fahrbahn betritt. Überholen ist selten gut möglich. Deshalb nun eine kleine Einführung in die allgemeinen Handzeichen, die derjenige anzuzeigen hat, der als erster in einer Reihe von Fahrzeugen den hinter ihm befindlichen Fahrern zukommen lässt:
Flache ausgestreckte Hand mit Handfläche nach unten = warte, du Depp, es geht überholtechnisch gerade gar nichts. Wiederholtes Krümmen der Finger in einer Winkgeste = gib Gas, gleich kannst du vorbeiziehen. Nach oben ausgestreckter Daumen = kannst überholen, gute Fahrt. Ein steil nach unten gerichteter Zeigefinger bedeutet entgegenkommenden Fahrzeugen = alle, die auf der Tragfläche sitzen sollten sich hinlegen, weil ihr gleich an einer Polizeistreife vorbeikommt. Lässiges Heben der Hand im Fensterrahmen = Hi, Kumpel, hab dich ja lange nicht gesehen. Unser Fahrer Omar beherrscht alle Gesten aus dem ff und offenbar auch die vor uns fahrenden Menschen, denn wunderbarerweise gelang es ihm an den absurdesten Stellen zu überholen, ohne Menschen oder Motorräder in den Abgrund zu reißen.

Die Straße war dicht gesäumt von kleinen Moscheen. Der Anteil an Muslimen hat nach dem Genozid stark zugenommen, weil die muslimischen Gemeinden als einzige tatsächlich verlässliche Zuflucht geboten hatten, als die Kirchen versagten. Sehr exotisch wirkten aber dennoch zwei Frauen im Hidschab: Ich machte Anne Rabenschlag darauf aufmerksam, was von unserem Busfahrer Omar aufmerksam notiert wurde, wie sich später herausstellen sollte.

Wir kamen dann endlich auch in Baruye an, haben einen kurzen Blick auf die gerade neu errichtete Nurseryschool geworfen und die anglikanischen Vertreter begrüßt, bevor es zu PIASS weiterging. Kleine Seitenbemerkung: Auf der Baustelle der Nurseryschool habe ich den ersten Hund bei Tageslicht gesehen, der tiefenentspannt herumlag und das Treib um ihn herum verpennte.

Die angehende Universität war vom Gebäude her eindrucksvoll. Für einen dezidierten Einblick in die Arbeit des von fünf evangelischen Kirchen getragenen Instituts fehlte aber leider die Zeit.
Ich wurde um ein Abschlussgebet gebeten. Was mich zu dem Thema Gebet bringt. Wir haben wirklich fleißig und hingebungsvoll für alles und jeden gebetet, nicht selten in Gemeinschaft mit unseren Freunden in den Gemeinden. Dank für Wetter, Essen, gute Reise, Kommen, Gemeinschaft, Interesse, Gespräch, neue Eindrücke. Bitte um gutes Wetter, gute Verpflegung, gute Weiterreise, baldiges Wiederkommen, nicht nachlassendes Interesse, gute Gespräche und viele weitere Eindrücke. Themen gab es reichlich und inzwischen ist es eine Leichtigkeit, in drei verschiedenen Sprachen Gebetsanliegen zu formulieren. Sogar vier, wenn man mit einem beherzten Kum ba ya abschließt. Gott wird sicherlich manchmal den Kopf schütteln, aber wahrscheinlich doch ein bisschen grinsen.

Rückfahrt wie Hinfahrt, unterbrochen von einer ausgiebigen Rede von Omar, die aber leider nur sehr rudimentär zu verstehen war. Sein Thema war aber offenbar mein Hinweis auf die vollverschleierten Frauen. Nur leider spricht er besser arabisch als englisch, so dass ich seinen Ausführungen nicht folgen konnte.