15.6.13
Um sie kümmert sich der indonesische Staat nicht: Menschen am Beginn und am Ende des Lebens, Menschen, die Hilfe brauchen.
43 Senioren wohnen in dem Altenheim, das die Evangelische Karo-Batak-Kirche (GBKP) in der Stadt Sukamakmur im Bergland von Nord-Sumatra betreibt. Die meisten sind körperlich und geistig gebrechlich, dement, einige haben einen Schlaganfall erlitten. Sie liegen auf Matten oder sitzen auf Stühlen. Im Freien, das Klima ist angenehm, die tropische Hitze schlägt hier nicht so durch, wir sind auf tausend Metern Höhe.
Manche wenden sich uns zu, schauen uns mit glänzenden Augen an, strecken uns die Hand entgegen. Andere wirken apathisch, nehmen keine Notiz von den Besuchern. Wir blicken in Gesichter, die von den Jahren wie Leder gegerbt wurden. Die älteste Bewohnerin (Bild) ist 113 Jahre alt. Altenheimpastorin Jean Palenca berichtet uns vom Tagesablauf, der um 5 Uhr morgens beginnt. Die geistliche und körperliche Versorgung ist intensiv. Jeden Morgen gibt es eine Andacht, auch Vormittags und Nachmittags wird gesungen und gebetet, der Tag schließt mit einer geistlichen Besinnung. Gottesdienste finden am Donnerstagnachmittag und am Sonntagmorgen statt. Täglich gibt es Physiotherapie, regelmäßig kommt ein Arzt.
In Indonesien gilt es traditionell als Schande, die alten Eltern in ein Heim zu geben. Doch die Kraft armer Familien reicht oft nicht zu einer würdigen Versorgung. Die sozialen Strukturen sind nicht mehr so stabil wie früher – alte Menschen drohen zu verwahrlosen. Der Staat steuert zu den Kosten des Heims ein Prozent bei. Die Angehörigen der Bewohner zahlen wenig oder nichts. Der größte Teil, fast zwei Drittel, kommt aus Spenden.
So ist es auch im Waisenhaus in unmittelbarer Nachbarschaft, wo sich elf Angestellte um 78 Kinder und Jugendliche kümmern. Die Jüngsten sind drei Jahre oder noch jünger, die Ältesten sind im Lehrlingsalter. Es sind Waisen und Halbwaisen aus armen Familien, meist aus ländlichen Gebieten. Auch um sie würde sich zu Hause niemand kümmern. Und sie sind ganz unterschiedlich. Meata kann mit ihren 15 Jahren nur schlecht lesen und schreiben. Esther ist dem Heim eigentlich schon entwachsen. Die 23-Jährige studiert in der Großstadt Medan Theologie und kommt nur noch an den Wochenenden hierher.
Kinderheim und Altenheim liegen beide auf dem weitläufigen, 39 Hektar großen Gelände des Retreat Center der Karo-Batak-Kirche. Viel Grün, hohe Bäume, üppig wachsende Pflanzen, mehrere Bäche und Gebäude, die sich harmonisch einfügen. Hier gibt es theologische Fortbildungen für Pfarrer und Kirchenälteste, hier finden Kinder- und Jugendcamps in imponierenden Größenordnungen statt – mit bis zu 10.000 Teilnehmern. Doch auch viele Gäste anderer Institutionen aus ganz Indonesien nutzen dieses große Fortbildungszentrum, mit dem diese kleine Kirche – 300.000 Mitglieder – einen produktiven Schatz besitzt. Das Retreat Center Sukamakmur schreibt schwarze Zahlen.
Die GBKP hat verlässliche Partner. Die Evangelische Kirche von Westfalen gehört dazu. Zur Partnerschaft gehört, dass man gleichermaßen sorgfältig und kreativ mit der Unterstützung umgeht. Moderator Matius Barus und seine Frau Rehmuli Barus haben uns warmherzig empfangen. Beide verbrachten einige Jahre in Bethel und in Wuppertal. Mehrfach betonte der Moderator heute zum Abschied: Es sei eine große Ehre für seine Kirche, dass wir unseren Indonesien-Besuch gerade hier beginnen. Unser erster Eindruck könnte nicht besser sein.