Hoffnung und weiter Blick

Das syrisch-orthodoxe Kloster Deyrulzafaran liegt auf einem Hügel. Die ockerfarbenen Bruchsteinmauern bilden einen schönen Kontrast zum sanften Blau des Abendhimmels. Die Architektur ist von edler Schlichtheit: klare Formen, feine Ornamente. Große Ruhe strahlt dieser Ort aus. Er eröffnet einen weiten Blick, bis hin nach Syrien. Hier kann man frei atmen.

 

Seit dem 4. Jahrhundert beten hier christliche Mönche. Bis 1920 lebten viele in Felshöhlen im Berg oberhalb des Klosters. Heute sind es nur noch zwei, auch eine Nonne lebt im Kloster. Dr. Saliba Özmen, Abt des Klosters und Bischof der Diözese Mardin, empfängt uns freundlich. Er hat in Oxford promoviert, pflegt viele internationale Kontakte, besonders nach Deutschland. Etwa 30 Schüler kommen regelmäßig ins Kloster oder leben dort, erzählt er. Es sind christliche Kinder und Jugendliche aus den umliegenden Orten. Sie erhalten hier syrisch-orthodoxen Religionsunterricht, den es an den öffentlichen Schulen natürlich nicht gibt. Damit verbunden ist die Vermittlung der vom Aussterben bedrohten eigenen Kultur und Sprache: Aramäisch, die Muttersprache Jesu. Später werden sie unterschiedliche Berufe ergreifen. Wenn sie allerdings syrisch-orthodoxe Theologie studieren wollen, müssen sie nach Europa gehen. In der syrischen Hauptstadt Damaskus gab es früher eine theologische Fakultät, aber sie ist dem Bürgerkrieg zum Opfer gefallen.

 

Der türkische Staat duldet diese Form von religiöser Erziehung. Offiziell dürfte sie nicht stattfinden, und in der Vergangenheit gab es immer wieder Behinderungen. Man lebt in ständiger Unsicherheit. „Die Hoffnung erhält uns am Leben“, sagt Bischof Özmen. Hoffnung vermittelt seine Kirche auch den Flüchtlingen, die aus Syrien kommen: durch praktische Hilfe. Doch es übersteigt ihre Kräfte. Die Evangelische Kirche von Westfalen hilft.