20. Februar bis 3. März 2014: Die Kirchenleitung in Ruanda und im Kongo

Evangelisch in Afrika

Eine Delegation der Evangelischen Kirche von Westfalen besuchte vom 20. Februar bis zum 3. März 2014 Partnerkirchen im Kongo und in Ruanda. Auf dem Programm standen auch der Besuch eines Flüchtlingslagers im Ostkongo und ein Gespräch mit Verantwortlichen der UNO-Truppe im Kongo. Sie ist die weltweit größte Mission der Vereinten Nationen. In Ruanda war der Völkermord von 1994 und seine Folgen Thema.

Die siebenköpfige Kirchenleitungsdelegation unter der Leitung des Theologischen Vizepräsidenten Albert Henz nahm auch an einer internationalen Fachtagung über den deutschen Theologen und Antifaschisten Dietrich Bonhoeffer teil. Auf dieser Konferenz in Kibuye/Ruanda ging es darum, wie Bonhoeffers Erkenntnisse, besonders zu Frieden und Verantwortung, auf die Situation Ruandas übertragen werden können.

Vor 20 Jahren kam es dort zu einem Völkermord, dem über eine Million Menschen zum Opfer fielen. Der Vizepräsident der Presbyterianischen Kirche von Ruanda, Dr. Pascal Bataringaya, hat die Bonhoeffer-Fachtagung gemeinsam mit dem Bochumer Theologen Dr. Traugott Jähnichen vorbereitet. Zu den Referenten gehört der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

In der Demokratischen Republik Kongo ist die Evangelische Kirche von Westfalen mit der Baptistischen Kirche im Zentrum Afrikas (CBCA) partnerschaftlich verbunden. Ihr Gebiet im Osten des Landes ist immer wieder Schauplatz blutiger Auseinandersetzungen zwischen der kongolesischen Armee und bewaffneten Gruppen unterschiedlicher Herkunft. Die CBCA setzt sich für die Opfer dieser Konflikte ein, bietet diakonische Hilfe für vergewaltigte Frauen und andere, die durch den Krieg traumatisiert sind.

Die Delegation

Zur Delegation gehörten die Kirchenleitungsmitglieder Dr. Michael Bertrams, Anne Rabenschlag, Albert Henz (Theologischer Vizepräsident) und Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller sowie Pfarrer Martin Domke (Amt für MÖWe), Andreas Duderstedt (Pressesprecher der EKvW) und Meike Friedrich (Superintendentin des Kirchenkreis Münster).

Als Blogautoren berichteten Andreas Duderstedt und Meike Friedrich.

Bundesaußenminister Steinmeier in Kongo und Ruanda

Auf seiner Afrikareise hat Bundesaußenminister Dr. Frank-Walter Steinmeier die Demokratische Republik Kongo und Ruanda besucht. Er sprach u. a. mit Dr. Kakule Molo, Präsident der CBCA.
Pfarrer Martin Domke hat die Delegation begleitet.

https://www.kk-herne.de/nocache/home/nachrichten/nachrichten-details/article/reise-mit-bundesaussenminister-dr-frank-walter-steinmeier-in-die-demogratische-republik-kongo-und-n/

Glossar der Runda- und Kongoreise 2014

APRED
Actions pour la promotion de la paix, la réconciliation et du développement = Aktionen zur Promotion von Frieden, Versöhnung und Entwicklung; Friedensorganisation

BGR
Bundesanstalten für Geowissenschaften und Rohstoffe
Arbeitet im Kivu, um im konfliktgeladenen Rohstoffhandel nach Möglichkeiten zu suchen, so genannte Fingerprints eines jeden Rohstoffes für jede einzelne Mine zu entwickeln. Dies stellt aus Sicht der BGR eine Möglichkeit dar, die Rohstoffe eindeutig identifizieren zu können und so die Möglichkeit zu bieten, nachzuweisen, ob ein Rohstoff aus einer Konfliktregion kommt.

CAPA
Centre d’Apprentissage Professionel et Artisanal (in Bukavu)
Das CAPA ist eines der größten Ausbildungszentren vor Ort und wird seit über 20 Jahren vom EED unterstützt. Es steht unter der Leitung unserer Partnerkirche und hat Auszeichnungen auf internationalem Niveau erhalten.

CAREP
Centre africain de recherche pour la paix  =  Afrikanisches Friedens-Recherche-Zentrum

CBCA
Communauté Baptiste au Centre de l’Afrique = Baptistische Kirche in Zentralafrika, Präsident Dr. Molo

DWH
Deutsche Welthungerhilfe

ECC
Eglise du Christ au Congo
Dachverband der Protestanten und als solcher Mitglied der VEM. Die Organisation ist auch regional aufgestellt, der Südkivu ist besonders gut organisiert. Der Vorsitzende Dr. Kuye ist Mitglied des Senats in Kinshasa und war Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission während der Kabila-Kriege und danach

EAR
Eglise Anglicane au Rwanda  = Anglikanische Kirche in Ruanda

EER
Eglise Episcopale au Rwanda

EPR
Eglise Presbytérienne au Rwanda = Prebyterianische Kirche in Ruanda, Präsident Elisée Musemakweli

MONUSCO
Mission de l’Organisation des Nations unies pour la stabilisation en République démocratique du Congo = Mission der Vereinten Nationen für die Stabilisierung in der Demokratischen Republik Kongo
Der derzeit größte friedenssichernde Einsatz der Vereinten Nationen.

PIASS
Protestant Institute of Arts & Social Sciences = Protestantisch-ökumenische Universität

Pole-Institut
Das Pole-Institute ist seit fast 12 Jahren ein Ort, an dem wissenschaftliche Studien zur Konfliktforschung vor allem im Bereich der Großen Seen angeboten werden. Es verfügt über umfangreiches Fachpersonal und eine entsprechende Fachbibliothek. Da sich die Arbeit nicht an den populären Reaktionen vor allem im Ostkongo orientiert, sondern die tiefer liegenden Entwicklungen zu erfassen versucht, ist es immer wieder unter Beschuss geraten.
Mitglied und Förderer ist u.a. der EED, aber auch Journalistengrößen wie Dominic Johnson bedienen sich der Expertisen. Die Studien bilden in der Regel die äußerst komplexen Zusammenhänge ab.

Poste Bukavu
Der so genannte „Poste Bukavu“ ist ein Kirchenkreis der CBCA und ist durch seine stark ausgeprägte Arbeit im Umfeld der ethnisch bestimmten Konflikte einer der wichtigsten „Depandancen“.

ULPGL
Université Libre des Pays des Grands Lacs = Freie Universität (in den) Ländern der Großen Seen
Goma, DR Kongo: Die Université Libre des Pays des Grands Lacs ist eine dem Anspruch nach internationale Einrichtung, die vom EED unterstützt wird. Bislang sind an Fakultäten vorhanden: Theologie, Jura, und Verwaltung. Medizin ist geplant.

Programm und Reiseroute der Runda- und Kongoreise 2014

Die Reiseroute bis zum 3.3.2014

Donnerstag, 20.02.2014 (Deutschland-Ruanda)

Abflug in Düsseldorf; Ankunft in Kigali (Ruanda)

Freitag, 21.02.2014 (Ruanda – DR Kongo)

9.00-10.30 Uhr: Empfang bei Deutscher Botschaft
11.00-12.30 Uhr: Empfang durch die Partnerkirchen EPR und EER
13.00 Uhr: Abfahrt nach Goma (DR Kongo)

16.30 Uhr: Empfang in der Gemeinde Virunga;
Virunga ist die größte Gemeinde der CBCA in Goma
19.00-21.00 Uhr: evtl. Einführung in das Programm APRED

Samstag, 22.02.2014 (DR Kongo)

9.00 Uhr: Pole Institut
Das Pole-Institute ist seit fast 12 Jahren ein Ort, an dem wissenschaftliche Studien zur Konfliktforschung vor allem im Bereich der Großen Seen angeboten werden. Es verfügt über umfangreiches Fachpersonal und eine entsprechende Fachbibliothek.
Mitglied und Förderer ist u.a. der EED, aber auch Journalistengrößen wie Dominic Johnson bedienen sich der Expertisen.

10.00 Uhr: Abfahrt zur ULPGL: Treffen mit Direktor Muteho und seiner Frau Kasongo, Dekanin der Theologischen Fakultät
Die Université Libre des Pays des Grands Lacs ist eine dem Anspruch nach internationale Einrichtung, die vom EED unterstützt wird.
CAREP:  Leiter Vincent Muderwa, Iris Meissner; Judith Raupp und KollegInnen

13.30 Uhr: Bethesda–Krankenhaus
15.00 Uhr: Vorführung des Théâtre Participative contre la violence (Partizipatives Theater gegen Gewalt) (mit International Alert und Search for Common Ground ; ULPGL und der Jugendarbeit)

Sonntag, 23.02.2014 (DR Kongo)

Gottesdienste in verschiedenen Gemeinden in Goma; mit Predigten der Delegationsmitglieder

13.30 Uhr: Birere: Treffen mit Frauen, die grenzüberschreitende Friedensprogramme machen
15.30 Uhr: Flughafen Goma: Gespräch über Fragen und Herausforderungen im Bereich der Infrastruktur

Montag, 24.02.2014 (DR Kongo)

8.00 Uhr: Andacht im Büro der CBCA, Vorstellung der Gäste
9.00 Uhr: Empfang durch den Gouverneur des Nordkivu, Mr. Paluku
10.15 Uhr: Abfahrt zum Flüchtlingslager Mugunga
12.30 Uhr: Ausbildungszentrum
13.00 Uhr: Vorstellung der Arbeit der CBCA
16.00 Uhr: Abfahrt zur Monusco

Dienstag, 25.02.2014 (DR Kongo)

6.45 Uhr: Schiff nach Bukavu
14.30 Uhr: Empfang in Bukavu durch ECC Südkivu, Bischof Dr. Kuye
Die ECC (Eglise du Christ au Congo) ist der Dachverband der Protestanten und Mitglied der VEM. Dr. Kuye ist Mitglied des Senats in Kinshasa und war Vorsitzender der Wahrheits- und Versöhnungskommission während der Kabila-Kriege und danach.
17.00 Uhr: Teffen mit Régine Mutijima
Regine Mutijima ist die Frau, die während der Zeit des Umbruchs in der so genannten Souveränen Nationalkonferenz und danach die Frauen des Südkivu auf nationaler Eben vertreten hat.

Mittwoch, 26.02.2014 (DR Kongo)

8.00 Uhr:  Abfahrt zum Krankenhaus Panzi; Gespräch mit Dr. Luhiriri (in Vertretung von Dr. Mukwege); Ecole Mulamba
Dr. Mukwege hat in 2013 den so genannten Alternativen Friedensnobelpreis für seinen Einsatz für die vergewaltigten Frauen und seine zornigen Analysen angesichts der nahezu vollständigen Tatenlosigkeit der Internationalen Gemeinschaft in diesem Krieg erhalten.
11.00 Uhr: Buhanga
12.45 Uhr: Abfahrt nach Bukavu
13.30 Uhr: CAPA
Das CAPA (Centre d’Apprentissage Professionel et Artisanal) ist eines der größten Ausbildungszentren vor Ort und wird seit über 20 Jahren vom EED unterstützt.
16.30 Uhr: BGR (Bundesanstalten für Geowissenschaften und Rohstoffe)

Donnerstag, 27.02.2014 (DR Kongo – Ruanda)

09.00 Uhr: Abfahrt nach Kibuye (Ruanda)
12.30 Uhr: Kibuye: Bonhoeffer-Konsultation – Internationale Fachtagung
Inwieweit kann Bonhoeffers Ethik zusammen mit seinen Texten zu Frieden und Verantwortung in die Situation Ruandas und dem Gebiet der Großen Segen übertragen werden? Studierende aus Ruanda, Kongo, Deutschland und andern Ländern werden sich mit Texten zu Bonhoeffers Ethik beschäftigen.  Der Vizepräsident der Presbyterianischen Kirche von Ruanda, Dr. Pascal Bataringaya, hat die Bonhoeffer-Fachtagung gemeinsam mit dem Bochumer Theologen und Mitglied der westfälischen Kirchenleitung Dr. Traugott Jähnichen vorbereitet. Zu den Referenten gehört auch der bayerische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm.

Freitag, 28.02.2014 (Ruanda)

Kibuye: Bonhoeffer-Konsultation
14.00 Uhr Abfahrt nach Kigali
Treffen mit Bischof Rucyahana, Leiter der Nationalen Versöhnungskommission NURC

Samstag, 01.03.2014 (Ruanda)

09.00 Uhr: Gedenkstätte des Völkermords in Kigali, Kranzniederlegung
15.00 Uhr: Besuch in Remera, Gespräch mit Mitgliedern der Friedensgruppe vor Ort
18.00 Uhr: Rückkehr nach Kigali;

Sonntag, 02.03.2014 (Ruanda)

Gottesdienste: Presbyterianische und anglikanische Kirche
17.00 Uhr: Offizieller Empfang durch EPR

Montag, 03.03.2014 (Ruanda)

09.00 Uhr Empfang Präsidenten Palast / Deutsche Botschaft
Abfahrt zum Flughafen.

Dienstag, 04.03.2014 (Ruanda – Deutschland)

Ankunft in Düsseldorf

Kraft des Glaubens führt zu tatkräftigem Handeln

28. Februar

Leitende Vertreter evangelischer Kirchen in Ruanda und in Deutschland haben an die verantwortlichen Politiker appelliert, sich für eine friedliche Entwicklung im Ostkongo und den angrenzenden Ländern einzusetzen. Die internationale Gemeinschaft habe die Aufgabe, solche Bemühungen nach Kräften zu unterstützen. Zum Abschluss einer internationalen Fachtagung in Kibuye/Ruanda erklärten die Teilnehmenden am Freitag (28.2.): „Als Kirchen wollen wir unseren Teil zur Friedensstiftung beitragen – mit allen Möglichkeiten, die wir haben, damit Menschen zusammenkommen und Vertrauen wachsen kann.“
>> Weiter lesen

Zum Nachlesen: Das Abschlussdokument der internationalen Konferenz für Frieden und Versöhnung (PDF)

Abenteuerliches Reisen

27. Februar
Von Meike Friedrich

Wartende an der kongolesisch-ruandischen Grenze

Wartende an der kongolesisch-ruandischen Grenze

Wie bereits befürchtet, konnten wir die eigentlich vorgesehene Route nicht nehmen. Wir sind deshalb mit dem Bus nach Ruanda gefahren, nahmen dort ein Flugzeug nach Kigali und fuhren von dort mit einem Bus nach Kibuye, nicht weit von der Grenze zum Kongo, zur theologischen Konferenz.

Die gute Nachricht zuerst: Wir sind gut und entspannt in Kigali gelandet. Allerdings gestaltete sich die Abfahrt zum Flughafen als schwierig. Um 7.30 Uhr gab es wie verabredet Frühstück und um 8.15 Uhr sollte die Abfahrt mit dem Bus zum Flughafen sein. Bereits zu diesem Zeitpunkt informierte Michael Bertrams alle Mitreisenden, dass auf dem Flugticket als Boardingtime 8.30 Uhr genannt sei. Half aber nun nicht, und unser Busfahrer hatte sich als Abfahrtzeit sowieso erst 8.30 Uhr gemerkt. Wir wurden außerdem noch von Bischof Nathan Gasatura,begleitet. Er legte größten Wert darauf, mich mit seinem Auto zu fahren. Dieses Auto erwies sich als ein Fahrzeug, das nahezu auf Felgen lief und immer wieder auch auf Bodenwellen aufsetzte.

Viel Zeit verloren wir an der ruandischen Grenze. John Wesley (VEM) machte sich spontan unbeliebt bei den Kongolesen, weil er sich auf einen Stuhl setzte. Das wurde sofort als die typische Arroganz der Ruander gewertet und verurteilt. Auf der ruandischen Seite wurden wir vom anglikanischen Bischof erwartet. Er hatte dringend um Kontaktaufnahme gebeten und aufgrund von Zeitmangel beschlossen, uns zum Flughafen zu begleiten und dort zu empfangen. Allerdings verloren wir Zeit, weil nun die Ruander unsere Koffer durchsuchen wollten. Bishop Nathan war zuvor schon unglücklich gewesen, weil ich meinen Koffer selbständig Richtung Auto bewegt hatte. Nun machte er mir unmissverständlich klar, dass ich „une honorable person“ sei und unter gar keinen Umständen meinen Koffer anfassen sollte. Für diese Aufgabe hatte er einen seiner Reverends abgestellt; er selber kümmerte sich hingebungsvoll um meinen Rucksack.
Während Michael Bertrams tapfer versuchte, das knapper werdende Zeitfenster zu ignorieren, machte ich ihn auf eine Gruppe von Schülern aufmerksam, die uns auch noch begrüßen sollten. Leider waren wir nun so knapp dran, dass wir nur im Vorbeifahren winken konnten. So bretterten wir über die ausgezeichneten Straßen Ruandas zum Airport, wo wir vom Flughafendirektor empfangen wurden. Nach der Gepäckkontrolle wurden wir in die VIP-Lounge geleitet, wo wir nun den offiziellen Empfang durch den anglikanischen Bischof genossen, der mit dreien seiner Pfarrer aufgelaufen war. Tatsächlich hatte er sogar Tee und Kaffee für uns vorgesehen (wie wir im Vorfeld erhofft hatten). Diesen musste er nun alleine trinken. Draußen stand während der gesamten Zeit der Flieger abflugbereit. Martin Domke drängte, dass JETZT Boarding Time sei – es musste aber dringend erst noch ein gemeinsames Foto erstellt werden.
Wir bestiegen den absolut leeren Flieger. Erst nach uns kamen einige weitere Mitreisende an Bord. In Kigali angekommen enterten wir unseren Bus.

Unsere 2,5stündige Fahrt ging durch das wunderschöne Ruanda, dessen Vorzüge man nach dem Aufenthalt im Kongo umsomehr zu schätzen weiß. Die absolut einwandfrei geteerte Straße schlängelte sich durch Wälder und Anbaugebiete. Immer wieder hatten wir Blick auf die großen Seen, Menschen, die offensichtlich in Lohn und Brot waren, säumten die Straße. Unser Ziel ist ein Tagungszentrum der Presbyterianischen Kirche (sozusagen deren „Haus Villigst“). Noch während der Fahrt kam die erste Unstimmigkeit auf. Eigentlich sollten wir dort auch untergebracht sein. Jetzt hieß es, wir würden im nahegelegenen Golf-Hotel nächtigen. An dem kamen wir auch vorbei – eine wunderschöne Anlage, die sicherlich sehr in Ordnung sein wird.

Nun ging es aber erst mal zum Tagungszentrum zum Essen. Dieses Zentrum ist echt der Hammer. Direkt am See gelegen, wunderschön gebaut in lauter kleineren Gebäude aufgeteilt, Ziegeldächer und schön gemauerte Wände, eine fantastische Außenanlage, durch die sich beschauliche Wege schlängeln. Das Essen wurde auf einer Terrasse mit Seeblick eingenommen. Sehr schön. Aber schade, dass wir hier nicht nächtigen.

Dieses Gefühl verstärkte sich massiv, als wir dann in unserem Hotel eincheckten. Ich kann jetzt nur für mein Zimmer sprechen, aber es ist mit Abstand das unterirdischste der gesamten Fahrt. Die Wände sind von Schimmel überzogen, der Putz fällt herunter. Sämtlichen elektrischen Schaltkästen liegen frei; Leitungen lugen fröhlich und frei aus den Wänden. Die Möbel stammen wahrscheinlich noch aus der Zeit vor dem Krieg (1.WK). Ein Fernseher steht auf einem schwankenden Tisch – allerdings nur die Hülle desselben. Er ist ausgeweidet. Ein Telefon gibt es auch. Vorsichtshalber wurden die Nummern für Rezeption, Bar und Restaurant von dem Zettel auf dem Hörer abgerissen. Ist auch gut so, weil das Anschlusskabel in einer Anschlussdose endet, die auf dem Boden herumliegt. Vielleicht sollte ich noch erwähnen, dass ich hier zum ersten Mal eine Mücke im Zimmer erwischt habe.
Das Badezimmer ist das heruntergekommenste der gesamten Fahrt. Es verfügt über eine Duschtasse, aber keinen Halter für den Duschkopf an der Wand. Es gibt keinen Vorhang oder so. Ist aber letztlich auch egal, solange ich jetzt zu meiner ersehnten Dusche komme. – Leider erweist sich die Dusche als ein Klon meiner Dusche von heute morgen: kein Wasserdruck, nur ein Rinnsal, dafür durchgehend kalt.

Jetzt klopft Ulrich Möller um uns mitzuteilen, dass unser Koordinateur vor Ort, Pascal, nicht nur mit Blick auf die schon im Oktober gebuchte Unterkunft Mist gebaut hat. Heute Abend sollte im Rahmen der hier stattfindenden theologischen Tagung der Empfang unserer Kirchenleitungsdelegation stattfinden mit Essen und Festvortrag von Albert Henz. Möller informiert nun, dass wir in unserem Hotel essen werden und der Vortrag dann mit Mühe heute Abend noch stattfinden soll. Die Stimmung ist sehr frostig…
Und die anderen haben ihre Zimmer noch gar nicht gesehen…

Vergewaltigung – für die Opfer doppelt schrecklich

26. Februar 2014

Martin Domke lebte und arbeitete von 1990 bis 1995 als Pfarrer in der Fortbildung der Partnerkirche in Bukavu. Die Millionenstadt am Kivusee liegt direkt an der Grenze zu Ruanda. Das Krankenhaus Panzi wurde 1987 von Rebellen überfallen und zerstört. Sie ermordeten Patienten und Personal. Sechs Jahre später konnte es mit internationaler Hilfe neu gegründet werden als Krankenhaus, wo hauptsächlich Frauen und Kinder behandelt werden. Viele Frauen haben unsägliches Leid erlitten.

Martin Domke:

Vergewaltigung als Waffe – in vielen Staaten der Erde geschieht dieses Verbrechen. Auch im Osten des Kongo, wo 25 bewaffnete Gruppen Angst und Schrecken verbreiten. Die Frauen werden bei der Feldarbeit oder zu Hause überfallen. Die Täter verletzen sie seelisch und körperlich. Oft tun sie das vor den Augen ihrer Männer und Kinder.

Wir stehen einer Gruppe von 50 Frauen gegenüber, denen solches widerfahren ist. Viele sind mit Handarbeiten beschäftigt, sie häkeln, sticken oder flechten bunte Taschen. Das gehört zur Therapie der Traumabewältigung. weiterlesen…

Verbrechen, Schuld – und Sühne?

25. Februar 2014

Ein mehrfacher Mörder steht uns gegenüber. Der junge Mann hat viele getötet, erschossen, erschlagen, sogar Menschen bei lebendigem Leib begraben. Nun erzählt er uns seine Geschichte. Seinen Namen und sein Bild dürfen wir nicht veröffentlichen.

Er war 14 Jahre alt, als ruandische Truppen vor seinen Augen seinen Vater umbrachten. Dieser Teil des Kongo war damals von Ruanda besetzt. Der Sohn wollte sich rächen. Er schloss sich einer der bewaffneten Gruppen an, die im Nordosten des Landes ihr Unwesen treiben. Gemeinsam mit seinen Komplizen beging er diese furchtbaren Verbrechen, von denen er uns jetzt berichtet. Er erzählt, so scheint es, nüchtern und sachlich.

Später verließ er seine bewaffnete Bande, besuchte eine Schule der baptistischen Kirche CBCA. Dort wusste zunächst niemand von seiner Vergangenheit. Erst das Seelsorgeprogramm, an dem er teilnahm, half ihm behutsam, sich zu öffnen. Er konnte in geschütztem Raum von sich selber erzählen. weiterlesen…

Theater gegen Gewalt

22. Februar 2014

Das Theatre Participative contre la violence (Partizipatives Theaer gegen Gewalt) wurde durch die Friedensorganisation ARPED (siehe Glossar) ins Leben gerufen. Klaus Schrowange lebt seit elf Jahren in Afrika. Er hat die Jugendlichen für das Projekt gewonnen und mit ihnen ihr Stück entwickelt und einstudiert.

Superintendentin Meike Friedrich:
Jugendliche aus Ruanda, Burundi und Kongo spielen gemeinsam ihre Lebenswirklichkeit. Starke, langsame Bilder, die verschiedene Jungen und Mädchen vor den Augen des Publikums aufbauen, indem sie sich selbst in Szene setzen. weiterlesen…