Ein Gottesdienst in der deutschsprachigen Gemeinde Martínez

21 Grad, ein laues Lüftchen, erste Sonnenstrahlen bahnen sich den Weg durch die Bäume am Straßenrand. Sanft rollen wir über den Asphalt, vorbei an kleinen Reihenhäuschen die britisches Flair in diesen Vorort bringen. Der Wagen hält. Linkerhand liegt die Kirche, deren Portal über und über mit weißen Blüten geschmückt ist. Gestern ist hier eine Trauung gefeiert worden.

Wir sind viel zu früh. Noch ist die Tür geschlossen. Aber schon wenig später kommen die ersten Familien und werden persönlich von Pfarrerin Karin Krug begrüßt. Wir stehen – unbeabsichtigt aber klar erkennbar – wie ein Begrüßungskomittee vor dem Eingangsbereich. Schon werden die ersten Hände geschüttelt. Dabei sind wir es, die freundlich begrüßt werden – in unserer eigenen Sprache.

Kurz nach zehn Uhr geht es los. Die Kirche ist an diesem ersten Sonntag nach Ostern (Quasimodogeniti) gut gefüllt. Wir singen vertraute Lieder und beten in deutscher Sprache. Dabei ist es eine große Hilfe, dass die Liturgie mit den für uns fremden Melodien, hinten im Gesangbuch eingeklebt ist.

In ihrer Predigt spricht Pfarrerin Krug über einen Abschnitt aus dem Johannesevangelium, Kapitel 14. Es geht um die Angst vor dem Alleinsein und um die Zusage Jesu, den „Parakleten“ zu schicken, einen Beistand für die Zeit, in der er nicht mehr bei seinen Jüngern ist. „Das Gegengift gegen die Angst ist nicht Mut, ist nicht Courage“, sagt Krug, „sondern die Liebe.“

In ihrem „Geistlichen Grußwort“ erinnerte Präses Annette Kurschus an die Osterbotschaft „Der Herr ist auferstanden.“ Mit ihr im Ohr sei die Delegation aus Westfalen am vergangenen Dienstag aufgebrochen. Im Gegensatz zu den um 50 Prozent reduzierten Preisen für Osterartikel verspreche die Botschaft vom auferstandenen Christus 100 Prozent Leben. Kurschus: „Diese 100 Prozent haben wir in den Projekten, die wir besucht haben, erlebt.“

Zugleich erläuterte die leitende Geistliche der Evangelischen Kirche von Westfalen Grund und Ziel der Kirchenleitungs-Reise. Es gehe darum, die Partnerschaft mit der Evangelischen Kirche am La Plata mit Leben zu füllen, Land und Leute kennen zu lernen und einen Einblick in zentrale Projekte vor Ort zu bekommen.

Nach dem Gottesdienst hatten die Gemeindeglieder Gelegenheit, bei einer Tasse Kaffee und Gebäck mit den Westfalen ins Gespräch zu kommen. Schnell zeigte sich, dass es bei den Gemeindegliedern vielfältige Beziehungen nach Deutschland gibt.

Etwa bei Pfarrer Peter Rochón, der seit kurzem in der Gemeinde arbeitet. Er hat einen Teil seines Vikariates in Bochum verbracht und das Predigerseminar in Wuppertal besucht. Oder bei dem älteren Herren, der in Soest geboren und als Zehnjähriger 1951 zusammen mit seinen Eltern nach Argentinien ausgewandert ist. Heute leben seine beiden Kinder, die er regelmäßig besucht, in Frankfurt und München. Beim nächsten Mal steht zusätzlich ein Abstecher nach Westfalen auf dem Programm. Dann nämlich möchte er seinen Schulfreund in Soest besuchen.