Vier Stunden mit Musik, Gottes Wort und viel Bewegung

Gottesdienst in der Groot Kerk in Windhoek. Die große Kirche bietet gut 500 Menschen Platz, schon eine halbe Stunde vor Beginn sind viele Leute da und singen kräftig und voller Inbrunst. Als es um neun Uhr losgeht, ist die Kirche rappelvoll. Die Gemeinde in festlicher Sonntagskleidung. Viele Frauen, alt oder jung, in traditioneller Herero-Tracht mit ihrer markanten Kopfbedeckung.

Feierlicher Einzug: die beiden Pastoren und Gastprediger Dr. Ulrich Möller in weißem Talar, der Bischof in prächtigem Ornat: rote Albe, weiße Stola, auf dem Kopf eine rote Mitra, in der Hand den Krummstab.

Bischof Ernst Gamxamub begrüßt uns als Gäste freundlich und ausführlich, und Ulrich Möller bringt die sangesfreudige Gemeinde gleich in Bewegung mit dem Lied: „Bind us together, o Lord“, das im Kampf gegen die Apartheid eine Art Hymne war.

Die Geburtstagkinder der vergangenen Woche werden nach vorne gebeten, rund 20 Männer, Frauen und Kinder bekommen die guten Wünsche der versammelten Gemeinde und eine kleine Ansprache des Oberkirchenrates aus Westfalen.

Es folgt ein Hochzeits-Aufgebot: Das Paar tritt nach vorne, die bevorstehende Eheschließung wird angekündigt. Wer Einwände dagegen hat, muss sie nun innerhalb von drei Wochen äußern.

Die Groot Kerk wird seit je von zwei Gemeinden genutzt: Die Epheser- und die Mazedonier-Gemeinde feiern hier üblicherweise nacheinander Gottesdienst. Heute, an diesem besonderen Tag, geschieht das gemeinsam. Die Gemeinden sind seit langem auf einem Weg der Zusammenarbeit, der zur Vereinigung führen könnte. Ulrich Möller überreicht zwei identische Gastgeschenke: Bilder von dem Relief am Bielefelder Landeskirchenamt, das Jesus mit seinen Jüngern bei Sturm im Boot zeigt. Für jede Gemeinde ein Bild. Im Moment ist noch jede in ihrem eigenen Boot unterwegs. Wenn sie einmal eine Gemeinde geworden sind, sagt der Gast, können sie eines der beiden Bilder an eine andere Gemeinde weiterverschenken…

Auftritt des Pro-Nobis-Chores der Epheser-Gemeinde: Die Frauen in roten Blusen, schwarzen Röcken und gehäkelten Mützen singen auf Nama. Es folgt der Chor der Mazedonier-Gemeinde, Soli Deo Gloria genannt, mit aussdrucksstark gesungenen Liedern auf Herero.

Nach der Predigt von Ulrich Möller strömen die Leute in zwei geordneten Reihen an den beiden Kollektenbüchsen vorbei.

Und immer viel Musik.

Als der Bischof den Segen spricht, sind fast vier Stunden vergangen. Fünfhundert Leute schieben sich schließlich langsam aus dem Gotteshaus. Alle, alle schütteln dem Bischof und den Gästen am Ausgang die Hand.