Ein Gerüst in der Hagia Sophia

Mehr als tausend Jahre war sie die größte Kirche der Christenheit. 1453, nach der Eroberung Konstantinopels durch die Osmanen, wurde sie zur Moschee. Und in der türkischen Republik machte sie Staatsgründer Atatürk zu einem Museum. Das ist die Hagia Sophia bis heute. Manche Stimmen in der Türkei wollen die Rückumwandlung in ein islamisches Gotteshaus. Das würde natürlich viele Fragen aufwerfen. Was geschähe zum Beispiel mit den traumhaft schönen Mosaiken, die in einer Moschee nicht sichtbar sein dürften? Sie waren während der osmanischen Zeit übertüncht. Die Hagia Sophia zählt zum Weltkuturerbe. Seit vielen Jahren steht ein Gerüst in dem hohen Raum, das die Kuppel teilweise verdeckt. Von Zeit zu Zeit wird es um ein paar Meter versetzt. Arbeiten daran sind selten zu beobachten.

Dr: Jesko Fildhuth vom Deutschen Archäologischen Institut hat uns heute durch die Hagia Sophia geführt. Seine Vermutung: Das Baugerüst erhält einen Schwebezustand. So lange es steht, ist die Hagia Sophia nicht „fertig“ und somit für die Umwandlung in eine Moschee noch nicht vorbereitet. Damit ist die Entscheidung über ihre Funktion aufgeschoben. Ein weiterer Grund, alles beim Alten zu lassen, sind die hohen Einnahmen, die das weltberühmte Museum mit über drei Millionen Besuchern pro Jahr dem türkischen Staat bringt, vermutet Dr. Fildhuth.

So wird wohl in absehbarer Zeit hier kein Muezzin zum Gebet rufen. Noch unwahrscheinlicher ist es allerdings, dass in der Hagia Sophia jemals wieder ein christlicher Gottesdienst gefeiert wird.