Nationalitätenvielfalt am Bosporus

Sie kam 1939 als Ungarin zur Welt, als Kind wurde sie Türkin, später
außerdem noch Deutsche. Christa Köhle gehört zu den
Bosporusdeutschen, die seit Generationen in Istanbul zu Hause sind. Ihre
Großeltern waren nach Konstantinopel im Osmanischen Reich ausgewandert.
Sie kamen aus der k.u.k. Monarchie und waren ungarische Staatsbürger,
obwohl sie sich eher als Deutsche fühlten und kein Ungarisch sprachen.
Ihr Großvater gründete eine erfolgreiche Importfirma, die ihr Vater
übernahm. Aus geschäftlichen Gründen, wie Christa Köhle erzählt,
wurde ihr Vater türkischer Staatsbürger, was sich auf das Kind übertrug.
Als sie heiratete, erhielt sie durch ihren Mann zusätzlich die deutsche
Staatsbürgerschaft. Wären ihre Kinder vor 1964 geboren, hätten sie
wiederum einen türkischen Pass. Denn bis zu diesem Jahr galt in der
Türkei ein Gesetz, wonach die Kinder von Ausländern, die hier geboren
werden, Bürger dieses Landes sind. Aber als ihre Kinder zur Welt kamen,
war dieses Gesetz aufgehoben. Die beiden Söhne von Christa Köhle haben
folglich einen deutschen Pass. Und ihre Tochter besitzt wie die Mutter
die doppelte Staatsangehörigkeit.
Ganz schön verwirrend.