Gottesdienst und ein Empfang

2. März 2014
Von Meike Friedrich

Der Tag begann mit einer gewissen Hektik, die eigentlich gar nicht nötig gewesen wäre. Michael Bertrams und ich waren für den Gottesdienst in Runda vorgesehen, etwa 20 Minuten vom Hotel im Randbezirk von Kigali gelegen. Wir hatten noch keine abschließende Info bekommen, wer uns wann abholen sollte. Auch bei welcher Gelegenheit Samuel, der Dolmetscher, zu uns stoßen sollte, war irgendwie nicht geklärt. Der Rest der Delegation fuhr nach und nach ab zu den anderen Gottesdiensten, nur Martin Domke und Ulrich Möller waren noch greifbar.

Nachdem die im Vorfeld vage kommunizierten Abholtermine alle verstrichen waren, brach allmählich eine gewisse Unruhe aus. Wir einigten uns schließlich darauf, ein Taxi zu rufen. Es gestaltete sich allerdings als schwierig, ein Taxiunternehmen zu finden, das sich zutraute, die anglikanische Gemeinde in Runda auch zu finden. Als wir endlich einen willigen Taxifahrer an der Strippe hatten, wollte er für eine einfache Fahrt 100 Dollar. Das war natürlich inakzeptabel, also fröhlich weitergesucht. Der nächste Kandidat ließ sich auf immer noch stattliche 50 Dollar runterhandeln, wusste angeblich, wo die Gemeinde lag und wollte auch innerhalb von fünf Minuten auflaufen. Jetzt mussten auch Martin Domke und Ulrich Möller los. Letzterer hinterließ mir Taxigeld in der festen Annahme, dass die Gemeinde zumindest die Rückfahrt organisieren würde. Michael Bertrams und ich teilten dieses Vertrauen nicht ohne weiteres. Aber egal – Spannung lag nun deutlich in der Luft. Zum Glück kam unser Taxi tatsächlich schnell. Martin Domke machte gerade den Taxifahrer zu Schnecke, dass der vereinbarte Fahrpreis viel zu hoch sei, als ein weiteres Auto in den Hof des Iris-Hotel einbog: Samuel (der Übersetzer) hatte offenbar erstens verschlafen, zweitens aber immerhin einen Fahrer für sein Auto organisiert (für das er keinen Führerschein hatte), und war nun endlich aufgelaufen. Das Taxi hatte das Nachsehen und los ging´s.

Die Gemeinde von Runda ist bitterarm. Die Kirche ist eine Lehmhalle, in der etwa 200 Menschen Platz finden. Immerhin gibt es auch hier eine Gruppe von drei jungen Männern, die sich um die Technik kümmern. Einer von ihnen bediente die Rhythmusgruppe des Keyboards, ein anderer mischte gelegentlich mit einer E-Gitarre mit.
Die Gemeinde besteht zum allergrößten Teil aus Kindern und Jugendlichen. Nur ganz hinten im Kirchraum waren einige Erwachsene zu erahnen. Da ich später die Ehre hatte, beim Abendmahl die abgezählten Einzelkelche zu reichen, kann ich sagen, dass im gesamten Raum gerade einmal 46 Personen versammelt waren, die älter als 14 Jahre waren.
Der Pfarrer war ebenfalls noch recht jung – 25 Jahre alt. Er ist wohl bei PIASS ausgebildet worden und hat dort den Low-Level-Ausbildungsgang mitgemacht. Insgesamt wirkte er nicht sehr souverän und etwas unbeholfen.

Ein faux pas ist mir zum Glück erspart geblieben. Wir saßen alle aufgereiht direkt hinter dem Altar. Auf dem Altar standen ca. acht Wasserflaschen verteilt herum. Ich fand das sehr vorsorgend angesichts der Temperaturen und habe mich nur deshalb nicht dort bedient, weil ich noch eine angebrochene Flasche im Rucksack bei mir hatte. Es stellte sich dann heraus, dass in der Vorbereitung auf das Abendmahl unter dem Altar eine Plastikschüssel hervorgezogen wurde, in der man sich mit Hilfe des Wassers die Hände waschen konnte.

Sehr faszinierend war die von uns aus mögliche Ansicht auf die verschiedenen Chöre von hinten. Absolut hingerissen hat mich ein sehr schmales Mädchen von vielleicht 10 Jahren. Sie sang mit großer Hingabe, und mit noch mehr Hingabe nahm sie die Tanzeinlagen wahr. Das gesamte Menschenkind tanzte mit Händen, Armen, Beinen, Füßen – und mit dem Po. Unglaublich. Selbst wenn der Rest schon aufgehört hatte, tanzte der Po sozusagen immer noch.

Abends dann noch feierlicher Empfang durch unsere Kirchenleitung. Eingeladen sind die Studierendengruppe von Dr. Traugott Jähnichen sowie unsere anglikanischen und presbyterianischen Freunde, die durch ihre Bischöfe würdig vertreten waren.
Es gab eine sehr geniale Volkstanzgruppe, die uns ethnische afrikanische Tänze darbot. Das Ganze endete zwangsläufig in einer Mitmachnummer, bei der der junge Mann, der versuchte, mich anzuleiten, schier verzweifelte.