Von der Süddeutschen Zeitung in den Ostkongo

22. Februar 2014

Verrückt. Da gibt eine ihre Stelle als Redakteurin bei der Süddeutschen Zeitung auf, um im Ostkongo junge Journalisten auszubilden. Judith Raupp muss ein bisschen verrückt sein. Sie war vorher bei der SZ für den Bereich Afrika zuständig, hatte Erfahrung. Doch dann beschloss sie, sich hier in diesem kaputten Land einer ganz anderen Aufgabe zu widmen. Sie bietet jungen Männern und Frauen, die journalistisch tätig sind oder es gerne wollen, Seminare und Begleitung an. Ihre Arbeit ist angesiedelt an der Freien Universität in der Region der Großen Seen (ULPGL). Finanziert wird sie überwiegend vom Evangelischen Entwicklungsdienst.

Judith Raupp will in diesem kriegszermürbten Land das Bewusstsein für die Qualität der Medien und für die Bedeutung der Pressefreiheit fördern. Das ist bitter nötig, denn für den Beruf des Journalisten gibt es im Kongo keine Ausbildungswege. Die staatlichen Medien liefern nur Propaganda. Private Radiostationen sind oft im Besitz von Politikern, die damit wiederum für sich werben, vor allem in Wahlkampfzeiten. Und schließlich gibt es noch Rundfunksender, die von nichtstaatlichen Organisationen betrieben werden und einen hohen ethischen Anspruch, aber wenig Geld haben. Fast niemand in diesem Land kann als Redakteur seinen Lebensunterhalt verdienen. Kein Wunder, dass auch hier die Bestechung alltäglich ist. Schon für fünf Dollar sendet ein Rundfunkmann die gewünschte Botschaft. Die Leute haben Hunger.

Die junge Generation im Ostkongo hat in ihrem ganzen Leben noch kaum Frieden erlebt. Judith Raupp möchte nicht nur professionelle, sondern auch ethische Standards vermitteln. „Es gibt hier so viele Potenziale“, findet sie. Viele lassen sich wirklich begeistern, manchmal ist es auch eine Sysiphusarbeit. Wenn zum Beispiel kein Geld da ist, um mit Bus oder Taxi zur Recherche ins nächsten Internetcafé zu kommen. Dann muss man eben zu Fuß gehen. Jdith Raupp bietet in solchen Fällen schon mal ihre Begleitung an. Sie will, dass die jungen Leute lernen: Ein Journalist ist selbst dafür verantwortlich, wie er zu seinen Informationen kommt.

1 thought on “Von der Süddeutschen Zeitung in den Ostkongo”

  1. Hallo Frau Raupp,

    ich bin gerade auf Ihren Artikel zum Gas im Kivusee aufmerksam gemacht worden.
    wir versuchen gerade mit der Ruandischen Projektgruppe „Lake Kivu management
    programme“ und den Kongolesen eine Projektförderug zu bekommen, um bei der
    Ausbeutung des Methans möglichst wenig Schaden am See anzurichten.

    Es gibt noch andere Seen mit gefählichen Gasladungen. Vom Nyos und Monoun
    in Kamerun haben Sie ja bestimmt auch gehört. Ein kleinerer Problemfall liegt
    in Sapnien, da haben wir gerade eine Pilotentgasung installiert:
    https://www.ufz.de/index.php?en=35298
    http://www.asociacionherrerias.com/es/noticias/a%C3%B1o-2014/291-proye

    Ich war gerade zum ersten Mal in Zentralafrika: Dort wird Hilfe dringend
    gebraucht, kostet aber einiges an Aufwand. Alle Achtung vor Ihrem engagement.

    machen Sie’s gut
    Bertram Boehrer

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