Nach der Reise: Erfahrungen, Eindrücke, Rückblicke, Ausblicke


Nach der Reise: Erfahrungen, Rückblicke, Ausblicke
25.6.13

Präses Annette Kurschus:
„Die Wahrheit wird euch frei machen“
Diese Verheißung Jesu hat für mich durch unseren Besuch in Indonesien und Sri Lanka eine neue Dimension hinzugewonnen.
Ob im Ringen um ein gutes Miteinander verschiedener Religionen oder im Einsatz für Frieden und Gerechtigkeit nach blutigem Bürgerkrieg: Unsere Partner haben uns ehrlich und selbstbewusst ihren Alltag gezeigt, mit uns ihre Ängste und Hoffnungen geteilt. Im Erzählen und im gemeinsamen Erleben hat sich etwas von den Zwängen ihrer Wirklichkeit gelöst. Neues wird sichtbar…
„Die Wahrheit wird euch frei machen.“

Christa Kronshage:
Ermutigt
Wie leben Christen und Christinnen als kleine Minderheit unter Muslimen, Buddhisten und Hindus? Wir haben viel erlebt und erfragt, manches verstanden, und sind ermutigt, unserer Solidarität in Taten Ausdruck zu geben.

Dr. Traugott Jähnichen:
Ein Dienst für die Gesellschaft
Die Kirchen in Indonesien stehen als religiöse Minderheit vor einer Vielzahl von Herausforderungen, die sie eindrücklich zu bewältigen versuchen: Angesichts einer Demokratisierung und Dezentralisierung der Gesellschaft bei einem gleichzeitigen „konservativen turn“ des Islam sehen sie sich in einigen Regionen stark in die Defensive gedrängt, Gottesdienste werden gestört, Kirchbauten verzögert oder verhindert, manche Kirchen angegriffen. In dieser Situation berufen sie sich engagiert auf ihre Rechte als Staatsbürger und leisten somit für die Gesellschaft insgesamt einen Dienst, um das traditionelle friedvolle Miteinander der Religionen zu bewahren. Dazu trägt auch das Bemühen um Dialoge mit den anderen Religionen bei. Vor allem aber beeindrucken die lebendigen Gottesdienste und das breite soziale und ökologische Engagement dieser Kirchen, das unsere Unterstützung verdient.

Dr. Manfred Scholle:
Voraussetzungen für den Frieden
1. Die Voraussetzungen für ein friedliches Zusammenleben der Religionen in Indonesien sind gegeben, nur braucht das Land einen Präsidenten, der das auch wirklich durchsetzen will.
2. Man kann in Sri Lanka leider lernen, wie eine Machtausübung sich gegen eine Bevölkerungsgruppe richtet, die die kriegerischen Auseinandersetzungen verloren hat, und wie damit der innere Friede eines Landes weiter zerstört wird.

Birgit Worms-Nigmann:
Überwältigend
Gegenseitige Anerkennung und Respekt voreinander sind die Grundpfeiler für das friedliche Miteinander der Religionen. Wenn jeder seine Religion ernsthaft lebt und die andere wertschätzt, dann ist ein friedliches Zusammenleben gewährleistet.
Einfach überwältigend: Wir sind in Sri Lanka unterwegs, plötzlich hält unser Bus. Eine Frau aus einer Kirchengemeinde, die ich kenne, steht am Straßenrand. Sie wartet schon anderthalb Stunden, um einfach nur kurz Hallo zu sagen. Es ist einmalig zu erleben, wie die Partnerschaft und wie der Partner wertgeschätzt werden.

Ute Kerlen:
Ökologisches Denken und Handeln
Das Bewusstsein für ökologisches Denken und Handeln ist in der Christlichen Kirche Indonesiens (HKI) angekommen. Mein persönliches Erlebnis, einen Papua-Baum dem abgeholzten Gelände des Regenwaldes zu pflanzen, hat mich sehr bewegt. Zusammen mit dem landwirtschaftlichen Ausbildungsprojekt ein gelungener Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung der kommenden Generation.

Dr. Monika Lengelsen
Freiheit und Menschenrechte
Der Dialog zwischen den Religionen in Indonesien und Sri Lanka kann nur dann gelingen, wenn die Regierungen Freiheit und Menschenrechte anerkennen und schützen.

Dietrich Weinbrenner:
Der weltweite Leib Christi
Die Begegnungen mit den Kulturen in Indonesien und Sri Lanka bereichern mich. Ich erfahre den weltweiten Leib Christi. Meine Achtung vor den Menschen anderen Glaubens wird gestärkt. Menschen, die Unrecht und Gewalt erleiden, fordern meine Solidarität heraus.

Frauke Hayungs:
Geteilter Humor, geteilte Betroffenheit
Es war eine Reise nach Asien. Vorab habe ich mich gefragt, wie das wohl geht mit der ganz anderen Kultur. Ich empfinde es als Geschenk, dass so intensive und oft auch herzliche Begegnungen möglich waren.
Besonders berührt haben mich die Augenblicke geteilten Humors und geteilter Betroffenheit. Unvergessen sind mir die brennenden Augen der Bürgerkriegs-Überlebenden im Norden des Landes. Sie haben die Worte der Präses mit ihren Augen aufgesogen.

Oberkirchenrat Dr. Ulrich Möller:
Einheit in versöhnter Vielfalt leben!
Können mit dieser Vision für die Einheit der Kirchen auch die Religionen friedlich zusammenleben?
Von unseren VEM-Geschwisterkirchen in Indonesien habe ich gelernt: Ja – wenn Christen und Muslime begreifen: Gott offenbart uns seine Wahrheit – aber wir verfügen nicht über sie. Je tiefer Muslime und Christen aus der geistlichen Kraft ihres unterschiedlichen Glaubens leben, desto stärker entdecken sie ihren gemeinsamen Auftrag: friedliches und gerechtes Zusammenleben stärken, Gottes Schöpfung bewahren. Aber dazu braucht es einen Staat, der Menschenrechte und Religionsfreiheit wirklich durchsetzt. Das ist staatliches
Selbstverständnis auch in Indonesien – die Wirklichkeit staatlichen Handelns angesichts islamistischer Gewalt leider noch lange nicht. „Einheit in versöhnter Vielfalt leben!“
… das wird der christlichen und der muslimischen Minderheit im nationalistisch-buddhistischen Sri Lanka immer stärker verwehrt, … diese Aufforderung ist für die im Bürgerkrieg von der siegreichen singhalesischen Mehrheit mit Massakern überzogenen besiegte Minderheit der Tamilen bitterer Hohn.
Auf dem Weg in die Familiendiktatur des Staatspräsidenten ist die mutige Friedens- und Versöhnungsarbeit der methodistischen Kirche deshalb lebensgefährlich. Umso wichtiger ist, dass wir mit gelebter Solidarität unsere VEM-Schwesterkirche in ihrem Zeugnis für Gerechtigkeit und Versöhnung stärken.

Nicht allein lassen
Lasst sie nicht allein, sagte uns der deutsche Botschafter in Sri Lanka, Dr. Jürgen Morhard, den wir in Colombo besucht haben (Bild): „Sie können Ihrer Partnerkirche zeigen, dass sie nicht vergessen, nicht aufgegeben ist.“ Wir sollen sie auch weiterhin regelmäßig nach Deutschland einladen und hier besuchen. Wenn es Schwierigkeiten mit Visa geben sollte – was schon vorkam –, mögen wir uns an ihn wenden.

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